
Hallo meine liebe Seele,
heute war eine sau miese Nacht. Um halb 2 wach ich wach, und konnte auch gar nicht mehr schlafen. Bis jetzt geht es, ich bin noch nicht müde aber der Tag wird lang. Mal sehen ich ich den überstehe. Alt werde ich heute auf alle Fälle wohl kaum. Meine Gedanken und Gefühlswelt steht echt sowas von Kopf zur Zeit und gestern nach der Therapie wurde dann auch noch mal was angestossen. ja, das raubte mir Wort wörtlich den Schlaf. Aber heute möchte ich über etwas anderes reden, und zwar über die eigenen Glaubenssätze und die Erwartungen anderer.
Du musst es doch nur wollen, ist so ne Aussage die ich so oft gehört habe, das ich selbst begann daran zu glauben. Das es wirklich nur an mir liegt. Das es nicht vorwärts geht oder das ich meine PTBS und Angststörung nicht überwinden kann. Und ja, ich höre das auch heute nicht, immer wieder von verschiedenen Menschen. Menschen die keine Ahnung haben was es bedeutet mit einer PTBS und Angststörung zu leben.
Es ist schon schwer genug es für sich zu akzeptieren. Sich selbst nicht so unter druck zu setzen, sich nicht abzuwerten. Denn das hilft einfach nicht. Und ja, jetzt könnte man sagen, kann dir doch egal sein was andere über dich denken oder sagen, sie kennen dich nicht, nicht so wie du wirklich bist. Sie haben nicht dein Leben gelebt, deine Traumen zu tragen, also lass sie reden. Tja, es fühlt sich dennoch jedes mal wie ein Angriff an, und der Verteidigungs-Mechanismus greift in Sekunden schnelle. Das ist ein Teil der Problematik des PTBS. Ich arbeite daran, aber ob das je wirklich verschwinden wird? Und was ich auch erlebt habe, die meisten interessiert es nicht wirklich was da ab geht. Was es bedeutet damit jeden Tag zu Leben. Es geht mir hier nicht darum zu jammern, nur um vielleicht etwas mehr Verständnis zu generieren, das wär super.
Was bedeutet das jetzt aber?
Mein Nervensystem steckt immer in einem Überlebensmodus. Und das kann sich nicht einfach mal so zusammenreissen. Wenn ich im Shutdown bin, hab ich nicht zu wenig Motivation – mein System fährt grade herunter, um mich zu schützen. Ein Mensch mit einer Aktivierung im Nervensystem hat nicht „zu wenig Disziplin“, sondern einen Körper, der ständig in Alarmbereitschaft ist.
Was bleibt, ist das Gefühl: „Vielleicht will ich es nicht genug. Vielleicht liegt es wirklich an mir.„
Was man wissen sollte ist, ein Traum lässt sich nicht durch Willenskraft überwinden, sonst hätte ich das wohl schon lange geschafft. Denn wer will nicht einfach „normal“ sein. Ein einfacheres Leben führen? Aussagen wie: „Du musst nur härter an dir arbeiten.“ Solche Aussagen sind sowas von weit weg von der Realität und sind alles andere als Hilfreich.
Ein Mensch mit einem Trauma brauch so viel mehr als nur Worte. Wir brauchen das Gefühl, wirklich gesehen und gehalten zu werden. Und wenn da nur Kälte, Zurückweisung oder gar Ablehnung zurück kommt, verstärkt sich was eh schon tief sitzt, nämlich:
- „Ich bin allein“
- „Niemanden interessiert sich wirklich für mich“
- „Ich bin nicht wichtig“
„Wenn du’s richtig gemacht hättest, hätte es funktioniert – bei anderen funktioniert es doch auch.“
Ja, danke auch. Der Vorwurf hilft ja ganz bestimmt. Anstatt vielleicht die Methode, der Ansatz zu hinterfragen, wird gleich wieder der Mensch in frage gestellt und kritisiert. „Du musst dich einfach mehr anstrengen„, „Du bist zu wenig konsequent“ oder auch „Du suchst nur nach Ausreden“ bekommt man zu hören. Am meisten wurde mir der letzte Satz um die Ohren gehauen. Ja, danke. Jetzt hast es du mir aber gegeben. Ja, es ist frustrierend, es löst eine Verzweiflung aus, und wirft einen weiter zurück als das es eine Motivation wäre.
Man kann Trauma nicht durch reine Willenskraft „umprogrammieren“. Es ist nicht möglich eine neue Realität zu erschaffen., wenn das Nervensystem im Überlebensmodus festhängt. Was bleibt ist das Gefühl: „Ich bin einfach nicht fähig / zu dumm, mich zu verändern.“
„Du hast zu viel Widerstand, du möchtest dich nicht verändern.“
Wenn ich Widerstand zeige, dann mach ich das weder aus trotz, noch um jemanden zu ärgern. Du musst verstehen, der Widerstand ist Schutz. mein Körper ist seit ich Kind bin in Alarmbereitschaft, der lässt nicht einfach so los, nur weil ich das will oder andere das wollen oder gar erwarten.
Mein System hat gelernt, dass Nähe gefährlich ist, und das wird nicht einfach so von heut auf morgen so vertrauen.
Ein Mensch, der Angst hat, wieder verletzt zu werden, öffnet sich nicht auf Kommando, kann as gar nicht. Wie denn auch? Was bleibt ist das Gefühl: „Ich steh mir selber im Weg, ich mach eh alles selber kapput“
Was stattdessen helfen würde…
Anstatt zu kritisieren oder gar der ernst der Lage zu negieren, wär es sicher viel hilfreicher den Druck raus zu nehmen und stattdessen mit Mitgefühl reagieren. Keine Aussagen wie „Reiss dich zusammen„, ja schon als Kind zu oft gehört, sondern frage „Was brauchst du um dich sicher genug zu fühlen, damit Veränderung möglich wird?“ Und bitte nicht gleich eingeschnappt oder genervt sein wenn man nicht gleich darauf antworten kann, weil das für Mensch wie mich, wirklich keine einfache Frage ist. Vielleicht weil sie wie ich, einfach nicht gewohnt sind das jemand diese Frage stellt und wir immer nur funktioniert haben um nicht zusammen zu brechen. Einfach etwas Geduld bitte.
Verstehen lernen das jeder Mensch, und so auch jede Heilung, individuell ist. Manche Menschen brauchen einfach viel Sicherheit und Vertrauen, bevor sie in die Veränderung gehen können.
aber was ich fast am wichtigsten finde ist, echte menschliche Verbindung. Kein Mittleid, kein überhäufen von Emotionen, aber Wärme. Eine Stimme die trägt, damit sich das Nervensystem im Kontakt sicher fühlt.
So, das wars dann für heute. Bissi musste ich mich auskotze. Es gehen mir so viele Dinge durch den Kopf… das war jetzt eins der Themen die mich seit Tagen beschäftigt.
Nun wünsch ich dir noch einen entspannten Donnerstagnachmittag und wir lesen uns morgen wieder.
Wenn PTBS und Angststörungen dem Willen unterliegen würden, bräuchte man keine therapeutische Hilfe. Die Traumabearbeitung ist eine langwährende Angelegenheit. Mein Opa war bei der Fremdenlegion in jungen Jahren und hatte noch bis kurz vor seinem Tode diese Angstträume, wo er immer wieder rief: „Sie kommen ..“
Wer die Schuld auf die Betroffenen selbst schiebt, der hat überhaupt keine Ahnung, weder Fachwissen, noch Empathie, denn es ist auch eine Sache der eigenen Gefühlswelt, einem stark Traumatisierten so etwas vorzuwerfen und es gehört sich einfach nicht. Was sind das für Menschen, wer macht sowas? Ich bin wieder einmal sprachlos .. Nachtgruß und Kuss, dein Prinz ❤ ❤ ❤
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Das tut mir leid für deinen Opa 🥺. Und ja, ganz wird man das nie los. Einiges schon, ich habe eigentlich keine Flashbacks mehr. Also nur noch selten. Die eine Art von Panikattacken sind stark zurück gegangen seit 3 Jahren. Aber vieles bleibt, vielleicht wenige stark und andere, da lernt man einfach damit um zu gehen, es zu akzeptieren, wie es eben ist und allenfalls Strategien zu erarbeiten um es so gut wie möglich im Griff zu haben.
Mit dem Willen kann man vieles erreichen, aber eben nicht alles.
Klar haben sie keine Ahnung, und es ist halt auch einfach denn dann können sie ihr ding weiter durchziehen ohne sich vielleicht ein bisschen an den anderen anzupassen. oder einfach mit Verständnis zu reagieren. Schau, das hört nicht bei Fremden aus, es ist oft auch der engere Familienkreis und Freunde. Schlimmer find ich einfach, das sie nicht gewillt sind sich damit auseinander zu setzen und erwarten das jemand mit PTBS sich mal mehr anstrengen sollten.
Ja, ich kann dich gut verstehen, denn ich bin das oft, sehr oft… und erstrecht die letzten 5 Jahren hat es mir so oft die Sprache verschlagen.
Ich hoffe du hast gut geschlafen und bist gut in den Freitag gestartet.
Dein Engel 🖤
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Ich komm ja aus der Psychoanalyse (war ein Nebenfach) und da wird geraten, entweder den Kontakt zu solchen Menschen abzubrechen oder wenn das nicht geht, sich innerlich abzugrenzen, weil ‚Reden‘ hilft hier nicht weiter. Du fühlst dich hilflos, weil du die Glaubenssätze des anderen nicht ändern kannst. Gegen die allgemeine Selbstgerechtigkeit ist leider noch kein Kraut gewachsen und wer sich über dich stellen will, der findet immer einen Weg. Ist aber ein Zeichen seiner eigenen, nicht deiner Schwäche. Vielleicht hilft es ja, ein wenig Mitleid mit den geistig Armen zu haben. Dann blickst du auf die Sache aus erhöhtem Blickwinkel. Leben ist nicht leicht. Scheiße. Ich drück dich,
Der Deine 🖤
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Ja, hab da Kontakte schon abgebrochen. Auch wenns schwer fällt. Aus verschiedenen Gründen. Aber einen erhabenen Blick will ich gar nicht einnehmen, denn darum geht es mir nicht. Ich bin ja nicht besser als andere.
Nein, das ist es nicht. Aber es ist okay… Schliesslich hat es mich zu dem Menschen gemacht der ich nun mal bin. Und eigentlich bin ich nicht unzufrieden.
Drück dich ebenso… 🖤
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Ich halts da eher mit Schopenhauer: Ich stell mich über gewisse Leute und lass sie meine Verachtung spüren, bevor sie sich über mich stellen und mich verachten. Man muss auch manchmal politisch unkorrekt sein, um zu überleben. Du hingegen willst dich nicht mit solchen Leuten auf eine Stufe stellen, indem du sie von oben betrachtest, aber wenn du sagst, du bist auch nicht besser, dann stellst du dich doch mit ihnen auf eine Stufe. Ich respektiere deine Einstellung und habe Achtung davor, aber ich bin noch zu selbstbewusst, auch die andere Wange hin hu halten ..
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Hm..interessanter Gedanke. 🤔 Muss ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Aber ich denke, Es ist wie es ist. Ich bin die die ich bin, und wenn ich mich bewusst über jemanden erhebe, was die anderen ja tun, bin ich nicht besser.
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Es gibt auch die Theorie, wo solche Menschen, die sich nicht ändern, weil sie sich selbst nicht reflektieren als ‚Arschengel‘ bezeichnet werden, weil man im Umgang mit ihnen lernen kann, etwa selbst ruhig zu bleiben oder wie bei dir, sich selbst treu zu bleiben. So sind die ‚fiesen‘ Menschen eigentlich unsere ‚Entwicklungshelfer‘.
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Ich denke schon, wenn du mich am WE alleine lässt, dass ich dich dann über die Woche auch alleine lasse, damit du siehst wie es ist. Wobei ich keinen Menschen bei mir habe, der mich bespaßt und mit dem ich Nächte im Bett verbringe ..
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