Trauer und Abschied

Ein stückweit loslassen

18-30 Grad

Hallo meine lieben Seelen da draussen.

Das Wochenende war so schnell vorbei, vor allem weil gestern noch meine Tochter, ihre Kinder und ihr Mann schnell rein schauten. Es ging darum etwas bei mir abzuholen, ein kleines Möbel welches ich hier nicht mehr haben wollte, meine Tochter aber sehr gerne für sich beansprucht hat. Und das freut mich, weil weg schmeissen hätte ich es dann doch nicht wollen weil’s einfach noch Qualitätshandarbeit war. Mein Mann hat das vor Jahren mal nach Hause gebracht, weil es jemand weg schmeissen wollte, da er aber wirklich Jäger und Sammler war, konnte er das natürlich nicht zu lassen und so bekam es hier einen neues zu Hause. Mein Stil wars nie aber okay, ich konnte damit leben.

Heute vor genau 3 Monaten ist mein Mann verstorben und ich finde noch immer keine Worte für dieses unfassbare Ereignis. Dennoch wird es Zeit mal aufzuräumen. Auszumisten. Dinge weg zu geben oder zu entsorgen die nichts mit uns zu tun hatte und nur hier waren, weil er sich von all den Dingen nicht lösen konnte und wollte. So nehme ich das nach und nach in Angriff.

Einmal im Monat habe ich das Glück, dass wir im Quartier gratis Sperrgut entsorgen können. Ich muss nicht weil laufen und so hab ich mir vor genommen, jeden Monat am Sonntag davor, in den Keller zu gehen und auszumisten. Der ist so voll von so vielen Dingen die ich nicht brauche und gar nie wollte.

Es ist ein schwerer Gang. Nicht mal was das körperliche angeht, den der Keller ist im 2. Untergeschoss, heisst, also schwer tragen ohne Lift. Sonder, für mich ist es eher eine psychische Herausforderung. All die Dinge die meinem Mann wichtig waren durch zu sehen und mich immer wieder aufs neue zu Entscheiden, was will ich entsorgen oder möchte ich behalten. Oder ist es etwas ist, dass eventuell die Kinder und Enkel oder der Bruder noch gerne als Erinnerungen haben wollen.

Auch fühlt es sich ein Stück weit so an, als würde er sagen, „Ah, war klar, kaum bin ich nicht mehr da, schmeisst du alles weg!„. Ja, ich weiss, das würde er nicht sagen, denn er braucht alle die Dinge jetzt ja nicht mehr. Trotzdem fühlt es sich an, als würde ich ihn irgendwie hintergehen. Aber es sind so viele Dinge die mit uns, als Paar, nichts zu tun haben. Die für mich keinerlei Bedeutung haben, also warum sollte ich da ein schlechtes Gewissen haben? Es ist wirklich blöd, der Kopf weiss es, aber meine Gefühle sagen was anderes, denn es ist auch eine Entscheidung ein stückweit los zu lassen, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt und mir grade jetzt wieder die Tränen in die Augen treibt weil ich so unendlich traurig bin.

Ich habe oft das Angebot bekommen das man mir helfen würde den Keller zu entrümpeln. Ich bin dankbar für diese Angebote aber ich lehne es jedes mal dankend ab, denn ich würde es nicht schaffen alles in einer hauruck Aktion zu erledigen. Ich brauche die kleinen Schritte. Ich könnte das nie, auch einige Kleider habe ich noch hier die ich nicht entsorgt habe. Ich schaff es einfach noch nicht. Gut, einige werde ich eh behalten und selber noch tragen. Auch wenn sie mehr als Oversize sind, denn ich bin 175cm und mein Mann war 196cm und doppelt so breit. 🫣 Aber zum daheim rum gammeln in T-Shirts und Hoodies von ihm, reicht es, denn er ist mir dann etwas näher.

Ich weiss, es schaut nach gar nicht so viel aus, und dennoch ist es für mich viel, also zum nach hinten bringen. Auf der anderen Seite steht noch etwas, da lauf ich sicher 5 mal hin und her. Die 2 langen Bretter sind sau schwer, die kann ich dann nur einzeln nehmen.

An solchen Tagen, auch der gestern, die gehen mir noch immer sehr nah. Ja, es ist erst 3 Monate her, und doch, irgendwie hat die Zeit seit da ne ganz eigene Dynamik bekommen. In lebe noch immer in einer komischen Blase, einer Blase, in dem mein Kopf weiss das ist erst 3 Monate her ist, das Gefühl mir aber signalisiert es sei schon sehr viel länger so. Es ist komisch. Wirklich.

So, jetzt heisst es parat machen, gleich kann ich los gehen, und ehrlich, ich bin froh wenn ich das hinter mich gebracht habe, geduscht auf dem Sofa hänge. Und hoffentlich kann mich dann das Buch auf andere Gedanken bringen, wenn das nicht klappt, schalt ich einfach den TV ein, schau ein Film oder ne Serie und zeichne etwas dazu. Klappt war auch nicht immer, denn die letzten beiden male war ich so weg mit den Gedanken das ich 2 mal nen Fehler gemacht hab. Aber egal, will ja meine „Kunstwerke“ nicht verkaufen sondern mich nur ablenken, aber mein innerer Monk würde am liebsten die Seiten raus reissen 🙈

Dann wünsch ich euch jetzt nur noch einen schönen Tag und lasst es euch gut gehen.

Traurige Grüsse – Alexandra

2 Gedanken zu „Ein stückweit loslassen“

  1. Liebe Alexandra,

    auch wenn ich deinen so enormen Verlust und den damit verbundenen Schmerz nicht einmal im Ansatz nachempfinden kann, so erkenne ich mich doch in jedem einzelnen deiner Worte wieder und ich hoffe, ich darf das sagen, ich bewundere dich dafür, diese so offen, ehrlich und auch emotional mit uns zu teilen.

    Abschied zu nehmen ist ein schwerer Prozess und um so näher einem der verstorbene Mensch stand, des länger dauert er. Ja und du hast absolut Recht, es fühlt sich falsch, kalt und befremdlich an, sich von seiner irdischen Existenz zu trennen, in dem man Blicke wagt, die eigentlich verborgen sein sollte und Türen öffnet, die einem selbst gar nicht gehören.

    Was kann, soll oder darf ich dir also schreiben?
    Ich wünsche dir einfach ganz viel Kraft, noch mehr Mut und eine große Portion „Zuversicht“.

    Irgendwann werde ich dir gerne anvertrauen, weshalb du und dein Blog mich derzeit so sehr anfassen und mitnehmen. Dein Einladung, dir zu schreiben, hat mich tief berührt und ich bin dir unendlich dankbar dafür! Lass mich dir nur heute sagen, es ist wirklich schön, dich gefunden zu haben und ich bin gerne hier bei dir. Auch dir steht das Schreiben jederzeit offen.

    Mitfühlende Grüße
    Giannis

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    1. Guten Morgen lieber Giannis,

      das tut mir leid, das du dich in jedem meiner Worte wieder erkennst, denn das bedeutet, dass du ebenfalls schon einen solchen Verlust verkraften musstest. 🥺

      Bewundern musst du gar nichts. Wie ich bei dir auf dem Blog in einem Kommentar geschrieben habe, ich bin ein offener Mensch, ich möchte, wenn sich Menschen schon hier her verirren, authentisch sein. Es gibt genug „falsches“ Es wird gelogen, es wird vorgespielt viel ist Künstlich. Mir liegt es nicht nur an der Oberfläche zu schreiben. Sowenig wie ich Smaltalk mag. Wenn ich über mich, ein Thema schreibe, dann mit allem was ich denke und fühle. Sonst lass ich es lieber bleiben, oder ich schreibe wieder nur über Bücher.

      Das mit den Türen hast du wirklich sehr schön gesagt. Das trifft es ganz gut!

      Danke für deine Wünsche, die kann ich sehr gut gebrauchen. 😥

      Danke… danke… Schön hat dir der Weg zu mir, meinem Blog geführt und vor allem das du gerne hier bleiben magst. Das ehr mich sehr. Und danke, auch für dein Angebot 🤗

      Dankbare Grüsse
      Alexandra

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