Trauer und Abschied

Er ist endgültig weg

1 bis 4 Grad

Hallo du liebe Seele,

geht es dir gut? Bist du gesund und munter? Hier rund um also Freunde, bekannte und so, sind alle etwas angeschlagen. Mir geht es soweit gut. Nicht erkältet und sonst auch keine Beschwerden. Bin also zufrieden und glücklich. Wenn du auch zu den unglücklichen gehörst die mit einem Husten und oder Schnupfen, oder vielleicht noch was schlimmerem, durch die Tage seuchst, dann wünsche ich dir von Herzen gute Besserung. ☕️

heute soll’s aber um was anderes gehen, etwas das mir die letzten Tage so richtig bewusst wurde und mich durch die Tage begleitet.


Ja, es ist schon, oder erste?, ich weiss es nicht so genau, 19 Monate her das mein Mann völlig unerwartet verstarb. Ich sehe diese Bilder noch in meinem Kopf und ich kann kann den ganzen Ablauf noch immer genau schildern.

Kurz nach 4 in der Früh schrecke ich aus dem Schlaf auf, ein dumpfer schlag. Mein Mann nicht im Bett, im Flur Licht. Ich rufe meinen Mann, keine Antwort, ich spring aus dem Bett, ruf noch mal und sehe ihn aber schon im Eingangsbereich auf dem Boden liegen, nach Luft ringen und mit aufgerissenen Augen. Er schlägt um sich, ich nehme an das es Refelxe waren, denn ansprechbar war er nicht. Er lag so verdreht da ich musste ihn in die Seitenlage bringen, aber ich schaffze es nicht, knapp 2 Meter und knapp 100 Kg drehst jetzt nicht einfach mal so locker um. Also rannte ich zu meinem Sohn, weckte ihn auf und wir haben ihn dann zusammen in die Seitenlage gebracht. Während ich bei meinem Mann sass, ihn beruhigte und schaute das er nicht erstickt, hat mein Sohn mit dem Rettungsdienst telefoniert. gefühlt eine halbe Ewigkeit brauchten die Sanis bis sie hier waren, aber als sie ankamen ging’s schlag auf schlag. Ich sehe wie die Notärztin meine mMann intubiert dabei an mich gewannt fragen stellt. Die 4 Sanis, die gleichzeitig mit der Notärztin eintrafen legten das EKG an, versuchten Infusionen zu stechen. Irgendwie hörte keiner richtig zu, denn ich sagte noch das sie an den Üblichen Stellen keinen Zugeng finden würden. In der zwischen Zeit zog mich mein Sohn ins Wohnzimmer, er wollte nicht das ich mir das ansehe, jemand anderes meinte ich soll mich hinsetzten, Ich konnte nicht. Ich wollte wenigstens in der Nähe meines Mannes sein. Dann kam noch die Feuerwehr. gedacht waren sie für das Transportieren im Treppenhaus. Unseres Treppe ist ziemlich eng, mein Mann gross und schwer, darum wurden sie angefordert. Alle kämpften um das Leben meines Mannes. Über 50 Minuten lang, das ist mehr als normal. Ich wusste schon nach 20 Minuten, das es vorbei ist. Ein Sani kam und sprach mit uns, er meinte normalerweise würden sie das beenden, da er schon viel zulange nur noch eine Sauerstoffsättigung von 35% hatte. Aber da sie nicht wissen was los ist, und warum er auf gar nichts reagiert und er eigentlich noch jung ist, haben sie noch mal 20 Minuten weiter versucht. Sie wussten nur das es weder einen Herzinfarkt noch ein Schlaganfall war. Dann der Moment wo auch sie sagen mussten, es hat keinen Sinn, auch wenn er jetzt wider erwartet zurück kommen würde, hätte er schwerste Gehirnschäden und so war klar. Jetzt ist es offiziell vorbei, mein Mann ist tot. Ich sehe ihn noch heute wie er da lag, auf dem Boden, ich durfte nicht zu ihm weil erst noch die Polizei kam und dann noch die Rechtsmedizin. Ich weiss noch wie sich der eine Polizeibeamte benommen hat, so ein Arsch und der andere, ein Frischling, nicht wusste wie er sich verhalten sollte in so einer Situation, und das er mir leid tat. Das Gespräch mit der Kriminalbeamtin dafür war angenehm, wenn man das so sagen kann, sie nahm sich Zeit, sie erklärte warum jetzt auch die Kriminalpolizei involviert ist und was jetzt passiert und wie das ablaufen wird. Als dann alles durch war, auch die erste Leichenschau, durfte ich endlich zu meinem Mann. Ich setzte mich neben ihn, sprach mit ihm, streichelte und küsste ihn und nahm seine Hand. Ich legte mich kurz zu ihm bis dann die Bestatter kamen und ihn mit genommen haben um ihn in die Rechtsmedizin zu überführen. Mir tat das so leid. so unwürdig, nackt auf dem Boden liegend, klar war er mit einem Papiertuch zugedeckt aber dennoch. Das hat mir lange schwer zu schaffen gemacht.

Aber auch darum geht es heute nicht sondern um ein Gefühl, das Bewusstsein, das tief in meine Seele gesunken ist die letzten Tage.

Der Titel sagt genau das was mir vor einigen Tagen bewusst wurde.

Schon damals als Kind hatte ich Angst davor zu vergessen. Vergessen wie meine Mom klingt, wie sie riecht, wie sich ihre Stimme anhört und wie es sich anfühlt von ihr in den Arm genommen zu werden. Auch dieses mal hatte ich vor diesem Moment angst. Während man am Anfang noch sehr nahe ist, der Kontakt noch irgendwie vorhanden ist, wusste ich, das irgendwann der Moment kommt, wo ich merke das all das verloren ist. Das ich es nicht mehr bewusst heraufbeschwören kann, den Duft, die Stimme, oder wie es sich anfühlte von ihm in den Arm genommen zu werden.

Während ich ne ganz lange Zeit immer noch dachte, oder es sich anfühlte als würde er bald wieder nach Hause kommt, so als wär er einfach länger mal weg, ist es jetzt so, das er wirklich weg ist. Es ist nicht mehr so das ich mich dabei erwische das ich denke, ach, jetzt kommt er dann gleich zur Tür rein. Nein. All das ist nicht mehr da. Es ist auch nicht mehr unser zu Hause sondern meins. Es riecht nicht’s mehr nach ihm. Auch die Kleider die ich noch behalten habe, haben längst den Duft verloren und riechen jetzt entweder frischen gewaschen weil sie neben den Kleider von mir liegen oder, sie riechen nach mir. Auch in der Wohnung, die Energie ist nicht mehr die selbe. Seine ist definitiv weg. Ich weiss nicht wann das passiert ist. Ich war ja bis vor 3 Monaten immer noch mit Ausmisten von seinen Sachen beschäftigt, da war’s vielleicht auch schon so, aber da ich mich immer noch viel mit seinen Dingen beschäftigt habe, fiel es mir vielleicht nicht auf. Aber jetzt wo alles erledigt ist, auch alles amtliche, und ich zur Ruhe komme und nicht ständig abgelenkt bin, traf mich das Bewusstsein doch ziemlich hart. 🥺

Klar, er ist da. Die Urne steht da, Erinnerungsstücke hängen an der Wand, sein Foto schaut jedem in die Augen wenn man es betrachtet. Aber auch sonst noch Dinge in der Wohnung erinnern an ihn, und schlussendlich lebten wir auch zusammen darin, aber ER ist nicht mehr hier. Und das macht mich grade so richtig traurig.

Mal sehen wie die kommende Zeit noch wird. Ich hoffe das diese Traurigkeit nicht zu lange anhält.


Oh man, jetzt nahm dieser Beitrag einen ganz anderen Weg als ich es eigentlich geplant hatte. Aber das floss jetzt einfach so aus mir raus, anscheinend musste es noch mal gesagt, erzählt werden.

Wenn du bis hierhin gelesen hast, dann danke ich dir von Herzen fürs zuhören, also eher für’s zulesen 🫶🏻,das ist nicht selbstverständlich, grade für einen solchen Beitrag der doch auch unangenehm sein kann. Also, danke, es bedeutet mir viel. Und nein, es geht mir nicht darum bemitleidet zu werden. Ich wollte es nur mal loswerden.

Es ist nochmal ein Stück Abschied nehmen und ein weiterer Schritt in eine neue Zukunft.

Herzlich – Alexandra

6 Gedanken zu „Er ist endgültig weg“

  1. Hallo liebe Alexandra!

    Uih, das ist harter Tobak und ich denke, du hast dich richtig in einer Schockstarre befunden. All das zu bewältigen, erfordert viel vile Kraft. Aber du hast es bis hierher geschafft.

    Trauer bringt nun mal viele Emotionen mit sich: Schmerz, Wut, Schuld oder Verzweiflung. Und dann ist es wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren und auszudrücken, statt sie zu verdrängen. Weinen, Schreiben oder Reden können befreiend wirken!!!

    Denke immer daran, dass dein Mann nie ganz weg ist. Er ist in deinen Gedanken und in deinem Herzen.

    Alles Liebe für dich

    Anne

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    1. Liebe Anne,

      es tut mir leid das ich dir erst heute Antworte, denn dein Kommentar rutschte in den Spam Ordner und ich hab es erst heute gesehen. Warum auch immer das passiert ist… Sorry dafür.

      Ja, es war wirklich schlimm, aber wie gesagt, ich hatte Glück, und meine Therapeutin war zur Stelle, die kam mich damals 3 mal innert 10 Tagen bei mir zu Hause besuchen. Hätte ich das nicht gehabt, keine Ahnung wie es mir gegangen wäre oder wo ich heute stehen würde.

      Ja, klar, das weiss ich. Er wird immer an meiner Seite sein, im Herzen und in den Gedanken.

      Liebe Grüsse und danke für deine Worte.
      Alexandra

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  2. Ach je – das muss wirklich ein seltsames Gefühl sein. Ich hab bisher noch niemand so nahes verloren. Ich denke, selbst wenn meine Eltern sterben, ist das anders. Wir telefonieren zwar täglich, sehen uns aber nur noch paar mal im Jahr. Aber mein Partner. Nach fast 25 Jahren. Und dann die Erkenntnis – er ist wirklich weg.

    Ich frage mich, ist auch ein Stück Erleichterung dabei? Nicht dass er weg ist, sondern, dass es bei dir weiter geht?

    Ich lass ein Drücker da.

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    1. Hallo Rina,

      ja, das ist es wirklich. Und obwohl ich das schon kenne, von meiner Mutter, einen Grosseltern, war das jetzt dennoch noch mal wirklich hart. Ist es doch noch mal ein klein bisschen anders. Nur schon von dem her das ich über die hälfte meines Lebens mit ihm verbracht habe. Und meine Mutter war „nur“ 13 Jahre ein Teil meines Lebens.

      Aber das ist schön das ihr wirklich täglich telefoniert. So halte ich das mit meiner Tochter ja auch. Sie ruft mich mehr mal’s am Tag an. Sehen tun wir uns auch noch so oft, vielleicht maximal 1 mal im Monat. Aber ja, ein Partner ist auch noch mal was ganz anderes. Es ist ne ganz andere Verbindung und Liebe… von daher.

      Gut die Erkenntnis ist ja rein vom Kopf her ja schnell da. Aber das Fühlen find ich viel schlimmer. Verstandes mässig ist halt so, neutral, steril. Es ist einfach ein Wissen, so wie man weiss das 2 + 2 4 ergibt.

      Erleichterung 🤔 Gute Frage. Kommt vielleicht noch, im Moment hab ich immer noch ein wenig ein schlechtes Gewissen. Nicht mehr so stark wie noch vor nem halben Jahr aber es ist immer noch da.

      Danke für für die Umarmung. 🤗

      Wünsch dir einen schönen Mittwoch und lass dir liebe Grüsse da.

      Alexandra

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