Trauer und Abschied

Trauer – Trauerphasen und die Verarbeitung nach Verena Kast

16-23 Grad

Hallo ihr lieben Seelen da draussen.

Heute möchte ich etwas über die Trauer sprechen, die verschiedenen Phasen die es gibt und die Verarbeitung und wo ich grade so stehe. Als erste Info möchte ich aber klar stellen, auch wenn die Phasen die hier dargestellt werden, keiner stricken Reihenfolge ablaufen müssen. Genau so wenig gibt es vorgaben wie lange eine solche Phase dauert oder dauern kann oder muss oder darf. Trauer ist etwas das wirklich sehr individuell ist. Die verschiedenen Phasen können bei jedem Menschen länger oder kürzer anhalten. Manche Menschen können Probleme mit der Trauerbewältigung bekommen und so ins Stocken geraten oder gar Rückschritte in der Verarbeiten machen, dann wäre es gut wenn sie sich da Hilfe holen würden. Da gibt es dann die Trauerbegleiter und oder Trauergruppen. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich einem Psychologen anzuvertrauen.

Bekannt sind vor allem die 2 verschiedenen Modelle, die von Verena Kast und die von Elisabeth Kübbler-Ross. Wärend Kast von 4 Trauerphasen ausgeht, beschreibt Kübbler-Ross 5. Ich werde hier die von Verena Kast mal genauer betrachten. Vielleicht werd ich zu einem späteren Zeitpunkt auch die von Kübbler-Ross besprechen. Denn für beide wär der Beitrag viel zu lange, der hiere wird schon nicht kurz.

Die 4 Phasen der Trauer nach Verena Kast

1 Phase: Das Nicht-Wahrhaben wollen:

Kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen steht der Hinterbliebene unter Schock: Er kann und will nicht glauben, was passiert ist. Viele Menschen fühlen sich in dieser Situation isoliert, hilflos und verzweifelt. Oft leugnen sie ihren Verlust.

Diese 1 Phase bezeichnet der Beginn des Trauerprozesses. Sie kann wenige Stunden, oft aber auch Tage oder mehrere Wochen dauern.

Meine Erfahrung…

Jep, der Schock ist riesig, vor allem wenn man dabei war und er so unvorhergesehen kommt, wie das bei uns der Fall war. Aber leugnete nie die Tatsache, wie konnte ich auch. Das wär anders wenn jetzt ein Unfall passiert wäre, es ein Selbstmord oder ich nicht dabei gewesen wäre, aber das war ich. Also Leugnen ging nicht. Vielleicht half mir auch das ich mich 2 mal ein paar Minuten lang zu ihm setzen konnte. Ich mit ihm reden, sein Hand halten und streicheln und ihm Abschiedsküsse geben konnte.

Aber klar konnte ich es nicht glauben was passiert ist, weil er gesund war, es keinerlei Anzeichen gab das was nicht gut ist bei ihm. Ungläubig wie es zum Tod kam, das war mein Problem, und ehrlich, ich bin es bis zu einem gewissen Grad noch immer, auch wenn ich mir zu 100% sicher bin und den Grund kenne. Isoliert fühlte ich mich zum Glück nie, denn mein Sohn wohnt noch bei mir und liess mich auch die Tage nicht alleine, er schlief mit mir auf der Coutch die ersten Tage und seine Ferien hatten grade begonnen. Auch meine Tochter kam fast jeden Tag vorbei, die ersten 2 Wochen, dann kamen sonstige Besucher, also das hat schon sehr geholfen. Aber die Hilflosigkeit und die Verzweiflung und die abgrundtiefe Einsamkeit die mich erfasst hat, konnte damit nicht verhindert werden. Ich war auch dankbar das meine Therapeutin 3 mal zu mir nach Hause gekommen ist, weil ich es nie geschafft hätte dahin zu gehen.

Diese Phase dauerte bei mir so ca. 1 Monat an.

Was mir die ersten Tage wirklich geholfen hat…

  • Das ich nie lange alleine war
  • Das mit meine älteste essen online bestellt hat damit ich den Kühlschrank mal voll habe
  • Meine Mittlere mir viele Telefonate abgenommen hat und mir geholfen hat behördliche Dinge zu regeln
  • Sie hat für mich gekocht, und ist ebenfalls einkaufen gegangen, alleine oder mit mir
  • Mein Sohn zu Haue war oder immer wieder rein guckte und anrief
  • Und ab und an die Besuche

Fragt einfach den Trauernden ob ihr ihn Unterstützen können und wenn ja bei was. Es braucht keine vielen Worte, Trost und Mitgefühl reichen erst mal aus.

2. Phase: Das aufbrechen von Emotionen

In dieser Phase können Gefühle von Wut, Schmerz und Zorn aufsteigen. Aggressionen zum Beispiel, können gegen sich selbst, wie auch gegen den Verstorbenen gerichtet sein. Viele die Trauern empfinden auch oft Schuldgefühle. Oder werden auch von der Frage geplagt, warum sie leben dürfen während der geliebte Mensch sterben musste. Und je nach dem, wie die Beziehung zum verstorbenen war, kann diese 2. Phase Wochen, Monate oder gar Jahre dauern. Der Umstand des Todes kann hier eine grosse Rolle beim verlauf der Trauerphase spielen.

Meine Erfahrung…

Zur Wut oder Zorn, da hat mich die Therapeutin auch gefragt ob ich denn wütend oder zornig sei? Ich fand das eine sehr komische Frage, denn warum sollte ich wütend oder zornig sein? Da meinte sie, das dies normal wäre. Wütend weil er gegangen ist, zornig, weil er mir jetzt nicht mehr helfen kann, ich alles alleine bewältigen muss, und ich mein leben neu erfinden muss ohne ihn. Und nein, ich hatte und werde diese Gefühle nie haben, also diese Wut oder den Zorn den mein mann ist ja nicht freiwillig einfach so abgehauen und hat mich im Stich gelassen. Für mich gibt es da keinen Grund zornig zu sein, weder auf ihn noch auf Gott, wie es einige Menschen haben oder dann allgemein aufs Leben.

Schmerz hingegen, ja… den hab ich sehr stark empfunden. wirklich, der hat mich bisweilen echt in ein sehr tiefes schwarzes Loch gestürzt. Durch meine Kindheit und vielleicht auch durch die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung hab ich früh gelernt so schwere Gefühle und Emotionen abzuspalten. Das dauerte aber echt etwas länger, jetzt langsam sind sie gut weg gesperrt, darum wollte oder will ich auch im Moment nicht so oft in die Therapie, denn da ist es für mich echt schwer diese unten zu halten. Ich weiss, es ist sicher nicht ideal, denn eigentlich möchte ich mich mit meinem Mann verbunden fühlen aber dazu müsste ich wohl erst den Schmerz zu lassen und ich will das nicht, weil ich angst habe da nicht mehr raus zu kommen.

Aber die Schuldgefühle, sie kann ich nicht weg packen, einfach weil sie so viele alltägliche Dinge betreffen. Beim ausmisten und entsorgen, sei das eben noch so was, für mich, überflüssiges, gehörte doch meinem Mann und ihm war es auch einem bestimmten Grund wichtig. Oder weil ich etwas zu geniessen versuche, ich mal einen schönen Tag habe oder weil’s mir trotz allem nicht schlecht geht. Es mir vielleicht sogar gut geht. Oder gar in manchen Dingen sogar besser. Nicht weil er nicht mehr da ist, sondern weil sich gewisse Dinge, Behörden und Finanzen, verbessern. Bei mir hat das überhaupt nichts mit der Überlebensschuld zu tun. Das wär vielleicht anders wenn wir einen Unfall, oder ne Katahstophe erlebt hätten und ich überleben durfte er aber nicht. Aber das ist ja hier nicht der Fall.

Diese Phase dauert an, also was Schmerz und Schuld angeht. Und am 14. September ist es jetzt 4 Monate her. Und ehrlich, ich weiss nicht wie lange ich da noch mit zu kämpfen habe.

Was mir hilft…

Nun, sicher die Therapie, auch wenn ich im Moment weniger hingehen. Also anstatt jede Woche vorläufig mal alle 2 Wochen. Aber was auch hilft ist, dass wenn ich mal etwas versuche zu geniessen oder ich mich mal über was freue, sie sich mit mir freuen, mich unterstützen und nicht schlecht von mir denken. Auch wenn ich mir mal was leiste, was ich früher nicht tat weil’s finanziell einfach immer sehr eng war, jetzt kann mich mir ab und an mal was kaufen und das sie mich dabei unterstützen. Denn ich hadere einfach sehr oft, kauf es meist dann doch nicht und kauf ich mir es dann doch, hab ich ein schlechtes Gewissen.

Manchmal hängt das schlechte Gewissen eben davon ab was die anderen denken. Ich weiss, das ist genau so doof wie es das im Grunde eh ist. Es ist eigentlich scheiss egal was andere denken. Aber grade in so einer verletzlichen Situation ist das sau schwer. Aber meistens habe ich ein schlechtes gewissen weil mein Mann sich gewisse Dinge die er sich eigentlich immer mal wieder hätte leisten wollen, nun nicht mehr leisten kann. Er nichts mehr davon hat das es mir jetzt etwas Finanziell besser geht. Aber es ist ja nur so weil er eben nicht mehr da ist.

Vera Kast sagt das man diese Gefühle, egal welche das sind, zulassen soll. Es ist wichtig und hilft bei der Trauerbewältigung und können auf ungelöste Konflikte hinweisen, die noch bearbeitet werden müssen. Nun ja, das schlechte Gewissen kann ich gar nicht nicht zu lassen, ich war früher schon immer durch Schuldgefühle geprägt, das hat auch mit meiner Kindheit zu tun. Aber den Schmerz, ich weiss, aber ich kann einfach nicht im Moment. Da brauch ich einfach noch ne Weile.

Wenn du jemanden in dieser Phase begleitest, kannst du mit zuhören wirklich helfen. Auch trösten, in die Arme nehmen, wenn das dein Gegenüber zulässt und es mag, tun gut. einfach auf Floskeln verzichten, denn das hilft gar nicht, im Gegenteil. Manchmal braucht es keine Worte. oder einfach mit freuen, unterstützend wirken.

Sätze wie …

  • Die Zeit heilt alle Wunden
  • Es gibt immer ein licht am Ende des Tunnels
  • Du musst wieder mit Leben anfangen
  • Es ist doch jetzt schon xy lange her, meinst du nicht es wird zeit nach vorne zu sehen
  • oder dergleichen…

Lasst es! Es dauert so lang wie es dauert! Und wenn ihr wirklich das Gefühl haben solltet der oder die Trauende braucht hilfe, dann unterstützt sie in dem ihr ihr aufzeigt das es Hilfe gibt.

3. Phase: Suchen und Sich-Trennen

In dieser Phase findet eine innere Auseinandersetzung mit dem Verstorbenen Menschen und seinem Tod statt. Da werden Orte aufgesucht mit dem man Erinnerungen verbindet. Man lässt gemeinsame Erlebnisse Revue passieren und führt im Geiste Gespräche mit dem Verstorbenen.

Bewusste Abschiednehmen ist wichtig um den Verlust besser zu verarbeiten. Diese Trauerphase kann schön, aber auch sehr schmerzhaft sein und kann Wochen, Monate oder Jahre andauern. In diesem Verlauf entscheiden sich die Trauernden, den nächsten Schritt zu gehen und Ja zum (Weiter-) Leben zu sagen – oder weiter zu trauern.

Meine Erfahrung…

Ich stecke grade zwischen dieser und der 2. Phase. Denn Gespräch führe ich auch immer wieder mit ihm. Ganz spontan, aber jeden Morgen nach dem aufstehen, steh vor dem Foto im Wohnzimmer und begrüsse ihn mit Guten Morgen Schatz. Oder wie heute, wo ich etwas gefunden habe das er nicht mehr finden konnte aber immer dachte es müsste wo sein. Da hab ich es ihm gezeigt und gesagt, Hey, schau mal was ich gefunden Habe, du hattest recht! Denn ich hab vermutet das er es ausversehen weg geschmissen hat. Und Abends steh ich davor, berühre das Bild und wünsche eine gute Nacht und sage ihm das ich ihn vermisse und das man sich morgen wieder sieht.

Aber wirklich bewusst Orte aufsuchen die für uns mit Erinnerungen verbunden sind, vermeide ich im Moment eigentlich immer noch, auch wenn ich bei gewissen vorbei kommen wenn ich zur Therapie gehe. Ich hab erst einen Ort besucht, der aber mehr für ihn in letzter Zeit zu einem schönen Ort mit schönen Erinnerungen wurde, das hat sich komisch angefühlt und machte mich wirklich unendlich traurig. Einfach weil er diesen Orte nicht mehr aufsuchen kann, weder mit seinem Bruder oder mit mir.

Was mir hilft…

Nun, ich vermeide es, ich merk einfach das ich da noch Zeit brauche um die Orte aufzusuchen. Lätt mich wer ein einen Ausflug zu machen und er erinnert mich an meinen Mann, sag ich ab und vertröste auf ein andermal. Dann ganz meiden oder für immer will ich das ja auch nicht. Aber im Moment … nein. Also hilft es wenn das Gegenüber es so einfach akzeptiert. Da hat ja nichts mit der Person zu tun, sondern es liegt an den Erinnerungen.

Also, wenn ihr jemanden Begleitet, in dieser Phase, macht einfach kein Druck. Hör zu was er oder sie sagt, nimm es ernst und akzeptiere es. Auch wenn du das vielleicht nicht verstehst und persönlich solltest du es auch gleich gar nicht nehmen. Und solltest du unsicher sein, dann unterstütze mit Zuspruch das alles seine Zeit braucht und es nichts bringt es zu erzwingen. Auch wichtig zu wissen… In dies Phase treten vermehr Selbstmordgedanken auf, sollten solche Äusserungen fallen, hör zu und biete gegebenenfalls deine Hilfe an nach der Suche proffesioneller Hilfe.

4. und letzte Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

Verena Kast beschreibt die Phase wie folgt… In dieser letzten Phase der Trauer macht sich allmählich innerer Frieden breit. Der Schmerz tritt in den Hintergrund. Die Hinterbliebenen haben den Tod des Angehörigen akzeptiert und können nun beginnen, neue Pläne zu schmieden und ihr Leben ohne den Verstorbenen zu gestalten. Die Erinnerung bleibt jedoch ein wichtiger Teil davon.

Meine Erfahrung…

Also vom inneren Frieden bin ich noch weit entfernt. Und der Schmerz ist nur soweit im Hintergrund das ich ihn verdränge denn wenn er mal aufbricht ist er heftig und reisst mich mit. Also nichts mit leise im Hintergrund entweder eingesperrt im Keller oder überwältigend. Den Tod hingegen hab ich von Anfang an Akzeptiert. Es ist wie es ist. Aber ich tu mich wirklich sehr schwer mir ein Leben ohne meine Grosse Liebe neu zu gestallten. Und irgendwie will ich das auch noch gar nicht. Auch wenn ich meinen Alltag bestens, also den Umständen entsprechend, meistere, ich gut klar komme mir dem alleine sein, muss ich mich erst neu finden, nicht mal nur im neuen Leben sondern mich als Person. Mit all den Fragen die jetzt auf einen zukommen. Die sind nicht mal so viel anders wie wenn man sich von einem langjährigen Partner trennt. Ich mein 34 Jahre zusammen leben, Kinder aufziehen durch Höhen und Tiefen gehen, das prägt enorm, und wenn man dann plötzlich alleine ist und ein leben alleine neu gestallten muss, oder will… ist das alles als einfach. Und vor allem nicht wenn man es gar nicht wollte, wenn sowas wie der Tot eines geliebten Partners uns dazu zwingt.

Für viele Fragen bin ich einfach noch nicht bereit, will ich mir gar nicht nicht stellen. Machen mir auch Angst. Neue Pläne schmieden… Ja… Das steht auch an. Bis jetzt bin ich immer mal noch abgelenkt gewesen von all dem bürokratischen und behördlichen Vorgängen. Die sind aber jetzt dann bald mal abgeschlossen und bieten keine Ausreden mehr. ImMoment bin ich am liebsten einfach für mich, nehme jeden tag wie er kommt, aber ohne gross Pläne zu schmieden. Viele fragen halt auch einfach aus Interesse wie es nun weiter geht, ob ich in der Wohnung bleibe, was ich zukünftig machen weil und so weiter. Aber an all das will ich noch nicht denken. Denn es bedeutet los zu lassen…

Herzlich – Alexandra

2 Gedanken zu „Trauer – Trauerphasen und die Verarbeitung nach Verena Kast“

  1. Liebe Alexandra,

    einen sehr ernsten, nachdenklichen, aber auch äußerst wichtigen Artikel hast du da geschrieben! Vielen, vielen Dank dafür!

    Trauer, da gebe ich dir Recht, ist ein sehr individuelles und auch persönliches Thema, mit dem jeder für sich umgehen muss und das auch ein jeder auf seine ganz eigene Art und Weise.

    Wenn du dir nur mal anschaust, wie unterschiedlich alleine in Europa damit umgegangen wird. Die Einen öffnen bei der Beerdigung den Sarg, die anderen verbrennen ihre Angehörigen, einige glauben sind sofort weg, andere meinen, ihre Seele verweilt noch unter uns.

    Wer helfen will, der sollte Zuhörer und kein Berater sein, der sollte ruhig und nicht laut sein, der sollte geben und nicht fordern!

    Und ja, nicht alleine sein zu müssen mit seinem Schmerz, das ist unendlich wichtig und ein Geschenk. So auch manche Begegnung, wenn ich das hier so anmerken darf!

    Liebe Grüße

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    1. Lieber Giannis,

      danke für dein lieben Worte.

      Ja, da hast du völlig recht, die Kultur spielt da natürlich auch eine sehr grosse Rolle.

      „Wer helfen will, der sollte Zuhörer und kein Berater sein, der sollte ruhig und nicht laut sein, der sollte geben und nicht fordern!“

      Das hast du ganz gut und schön gesagt. Genau so ist das.

      Klar darfst du anmerken 😉

      Ich danke dir das du deine Gedanken hier nieder geschrieben hast.

      Ganz liebe Grüsse
      Alexandra

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