Tage wie dieser...

Altendorf

18-30 Grad

Hallo meine lieben Seelen da draussen!

Ich hoffe ihr seid gut in den Tag gestartet? Meiner startete früh, um 5.35 Uhr. Eigentlich wollte ich mich noch mal umdrehen und versuchen noch etwas zu schlafen, dann aber dachte ich, wenn du schon mal wach bist, dann steh auf, nimm dein Buch und Handy und geh raus, begrüss den Sonnenaufgang und fotografier ihn gleich noch. Aber nein, darum gehts nicht heute, eigentlich wollte ich euch von gestern erzählen. Denn gestern war, trotz allem, ein schöner Tag der mir auch gut getan hat.

Der Tag startete eben auch so früh wie heute, aber mehr weil mein Sohn seinen Wecker nicht gehört hat und mich geweckt hat. Egal. Die Nacht war zwar kurz aber für dass war ich gar nicht so müde, also nahm ich den Start in den Tag gemütlich. Ich musste ja eh um 7:40 los, da ich nach 4 Wochen Therapie-Pause, wieder mal hingehen musste. Die Ferien waren vorbei und da es schön Wetter war, also mit schön meinte ich trocken und mild mit 20 Grad, machte ich mich zu Fuss auf den Weg.

Meine Schwägerin, die Frau des Bruder’s meines Mannes, hat mich eben eigeladen den Tag an Altendorf zu verbringen. Dieses kleine Paradies befindet sich im Kanton Schwyz und liegt direkt am See. Ein kleines Gletscherhäuschen platziert auf der Landzunge mit Umschwung und einem klitze kleinen Stück Wald. Man ist für sich und wie gesagt, direkt am See. Da hat mein Mann und sein Bruder als Kinder mit Familie viele Sommer verbracht. Und ist natürlich mit vielen Erinnerungen verbunden gewesen. Ich war früher auch ab und an dort mit Mann und Kinder aber nicht so oft. Weil’s unter anderem einfach teuer war mit dem Zug dahin zu fahren.

Auf alle Fälle dachte ich, ja, warum die Einladung nicht annehmen, wird mir sicher gut tun, auch wenn es sich so komisch anfühlt. Denn eigentlich hatten wir kurz vor dem Tod meines Mannes entschieden, endlich mal alleine, nur wir Zwei, da hin zu gehen für ein paar Tage diesen Sommer. Das war so ne grosse Sache, weil wir nie zusammen in den Ferien waren, wir konnten uns das einfach nie leisten. Und jetzt, da wir keine kleinen Kinder mehr hatten auf die man aufpassen muss, keine Katzen mehr die man nicht mehrere Tage allein lassen möchte, wurde es Zeit und wir haben uns darauf gefreut. Ja…

Dennoch wollte ich mal meinen Kopf frei kriegen, etwas Tapetenwechsel, wie man so schön sagt, man weiss, das dies manchmal gut ist. Und so haben wir abgemacht das meine Schwägerin mich nach der Therapie abholt und wir dann mit dem Auto los düsen. Als ich dann eben gestern aufstand war das Wetter leider nicht so toll. Es war zwar warm, aber ziemlich bewölkt. Dennoch sagte ich mir, egal, auch wenn es nicht so schön ist, es ist warm und trocken, also können wir es dennoch „geniessen“.

Züichsee-Landiwiese

Wie man sieht, das Wetter war jetzt nicht grade berauschend, den Blick Richtung Alpen sagte zwar, dass dort hinten besseres Wetter ist, und wir durchaus Glück haben konnten das es im Kanton Schwyz besser aus schaut als in Zürich und bis um 10 Uhr kann sich viel ändern.

Was man aber auch sieht ist, das es regnet. Ich dachte, gut, wenn es jetzt runter kommt ist besser als wenn wir dann in Altendorf sind, ich hoffte nur trocken in meine Therapie anzukommen. 🤭

Ich liebe diesen Weg am See entlang, die Stimmung ist immer wieder anders, der See ist mal mehr Grün oder Türkies, dann wieder fast Schwarz oder tief Blau! Und so früh am Morgen hat’s auch noch nicht so viele Menschen die unterwegs sind. Es ist einfach herrlich und ich bin so Dankbar das ich so nah am See wohne, zu Fuss bin ich in nicht 15 Minuten am See.

So weit so gut, auf dem Weg bekam ich dann doch noch ein par kleine Tropfen ab, aber das war nicht schlimm, irgendwie hab ich es noch genossen weil es einfach schon angenehm war und ich nicht frieren musste.

Der erste Therapie-Tag nach den Ferien ist ja nicht so anstrengend, denn da bring ich meine Therapeutin einfach mal auf den neusten Stand. Sie fragte mich wie es mir erging die 4 Wochen und ich sagte ihr ehrlich, das ich froh war mal keine Therapie zu haben, denn das drüber reden, also den Tod meines Mannes, wie es mir geht und so weiter, nimmt mich einfach immer noch sehr mit. Das ich es „genossen“ habe allein gewesen zu sein, denn so musste ich mich nicht immer mit der Situation konfrontieren. Klar weiss ich das er nicht mehr kommt, das es nie mehr so sein wird, aber wenn ich nicht ständig mit jemanden darüber reden muss, ist es in etwa so, wie wenn es nicht wirklich so ist. Wirklich schwer wird es erst, wenn ich eben in der Therapie wieder drüber reden muss, oder mit den Kindern oder sonst jemanden, denn das laut aussprechen ist so, als wärs endgültig, in Stein gemeisselt… Ja, das ist es sowieso, dass weiss ich, aber eben, das laut aussprechen ist dann noch mal ein ganz andere Sache. Denn dann muss man sich bewusst den Gefühlen stellen, und nein, es ist nicht einfach, es ist nicht schön und nein, es tut mir im Moment noch nicht gut. Meine Therapeutin hat mir dann vorgeschlagen man könnte die Frequenz ja etwas ausdehnen, heisst, anstelle jede Woche einen Termin zu vereinbaren mal ne Weile nur alle 2 Wochen… ich soll’s mir mal überlegen, und ich denke, ja, ich werde dass mal machen. Die erste Stunde hab ich also mehr oder weniger gut überstanden, ich war froh als sie zu Ende war und ich mich mit meiner Schwägerin im Auto auf dem Weg ins Paradies machen konnte.

Zürich-Obersee | Altendorf -Schwyz

Wir sind da also angekommen und als erstes gingen wir eine runde spazieren… Hach, ich sage euch, ich liebe Wasser, egal ob Fluss, Bach, See, Teich… Aber auch der Ausblick den sich uns bot, ist einfach ein Traum…

Es ging nicht lange, dann riss die Wolkendecke auch in Altendof auf und es wurde schnell warm. Ich geniesse die Sonne immer sehr, besonders in diesem Jahr weil es jetzt wirklich einen Monat ständig geregnet hat, es immer recht frisch war und ich sie echt vermisst habe. So saug ich die Sonnenstrahlen förmlich in mich auf. Wir liefen also noch etwas am See entlang und besuchten auch einen kleinen Teil des alten Stadtkerns. Früher gab’s da einen Landungssteg für die Pilgerschifffahrt. Hier säumten damals Gasthäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, auch heute gibts noch eins, den Gasthof zum Hecht.

Pilgerwege nach Einsiedeln bestanden seit dem Mittelalter aber für viele Pilger war Einsiedeln nicht das eigentliche Ziel, sondern nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Santiago de Compstela. Und einer dieser Wege führte von Schmerikon über Altendorf. Hier, legten die Pilgerschiffe an von wo aus dann der Weg weiterführte über den Muschelberg, Flügenberg und Schwändi, weiter zum Etzelpass und dann von dort aus nach Einsiedeln.

Nach dem Spatziergang hiess es dann Mittagessen und da kam dann auch die Sonne richtig raus. Ich habs genossen, nichts machen zu müssen, einfach zu sein, die Ruhe geniessen, die Seevögel zu hören, den See zu riechen, die Wellen ans Ufer rauschen zu hören, das Schilf wie es sich im leichten Wind wiegt. Und die Sonne auf der Haut und das Buch in der Hand. Im Herzen tat es zwar weh, das alles ohne meinen Mann zu erleben, er wäre bestimmt sehr gerne dabei gewesen. Im Herzen und meinen Gedanken war er es auf alle Fälle. 🥺 Ich hab dennoch versucht es zu geniessen, mich versucht zu entspannen und ja, es ist mir nicht schlecht gelungen. Auch das Quatschen mit meiner Schwägerin hat unendlich gut getan, das fehlt mir so, das diskutieren, das reden an sich, Stimmen zu hören die einem Antworten… Man unterschätz das wirklich sehr, denn wenn das alles von einem Tag auf den anderen weg ist… Ich hab noch immer mühe damit.

Ja, es war ein schöner Tag, es fällt mir so schwer das so zu sagen. Weil, ich bin da, kann all das noch sehen, riechen, geniessen und mein Mann nicht mehr. Ja, ein schlechtes Gewissen schwingt einfach immer mit. Dennoch bin ich unendlich dankbar diesen Tag so erlebt haben zu dürfen.

Nun möchte ich einfach noch ein paar Eindrücke von diesem Tag mit euch Teilen und wünsch euch noch einen schönen Tag und danke das ihr mein Text bis hier hin gelesen habt.

In voller Dankbarkeit – Alexandra

Zürich-Obersee | Altendor – Schwyz mit Blick nach Rapperswil – Jona

Altendorf – Schwyz

2 Gedanken zu „Altendorf“

  1. Liebe Alexandra,

    gerade halte ich kurz inne und überlege, ob es dir überhaupt Recht ist, dass ich hier, mehr oder weniger als Einziger, jeden deiner Artikel kommentiere. Vielleicht willst du das ja gar nicht und möglicherweise ist es dir sogar unangenehm….

    Ich wage es mir an dieser Stelle trotzdem, denn ich bleibe dabei, ich finde es mutig, stark und höchst emotional von dir, dass du uns und mich so an deinem bewegenden Leben teilhaben lässt und dieses einfach nur mit Schweigen zu belegen, das fände ich dann auch irgendwie falsch!

    Therapie, in welcher Form auch immer, ist nie leicht, aber trotzdem wichtig, also wünsche ich dir ganz viel Kraft und Optimismus dafür. Du wirst sehen, es wird eine Zeit kommen und spüren, jetzt bist du durch und das fühlt sich mehr als gut an, auch wenn der Weg dahin lang und schwierig ist.

    Kurz noch zu deinen Bildern. Sie sind wunderbar und zeigen die Schönheit der Welt samt ihrer Natur, vielen Dank dafür und für diesen gesamten Post.

    Liebe Grüße
    Giannis

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    1. Lieber Giuannis,

      also wenn du gern kommentierst, dann mach das bitte weiter, ich freu mich immer sehr. Denn deine Gedanken und Worte berühren mich auch immer wieder aufs neue, und es ist schön dann doch nicht nur Selbstgespräche zu führen 😉 Ja, ich denke es wird halt noch ne Weile dauern bis hier genügend Leute rein schauen, aber das mit dem Kommentieren ist bei meinen Blogs eh immer so ne Sache. Irgendwie war das früher schon immer so das ich wenig Kommentare hatte. Hatte zwar immer viele Aufrufe aber kaum jemand hat kommentiert, keine Ahnung woran’s liegt.

      Ja, da hast du völlig recht, also das mit der Therapie, das merk ich ja selber auch. Und ich geh jetzt ja schon ne ganze Weile. Nur jetzt, mit dem Tod meines Manns, hat sich da das Thema, warum ich eigentlich in Therapie bin, verschoben… Denn im Moment hab ich dafür keinen Kopf noch macht es für mich im Moment einen Sinne weil ich mit dem Verlust jetzt zu Kämpfen habe und die Kraft für diese Verarbeitung brauche.

      Ja, die Natur ist so was schönes, ich bin privilegier und so dankbar, es immer und zu jeder Zeit geniessen zu können, vorausgesetzt es geht mir soweit psychisch gut, da ich nicht arbeiten muss.

      Und nichts zu danken, wirklich, es freut mich wenn ich dein Interesse wecken und dich berühren konnte.

      Ganz liebe Grüsse
      Alexandra

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