
Hallo du liebe Seele,
ja, heute starten wir in den kleinen Freitag und ich hoffe bei dir ist es nicht zu schlimm was das Wetter angeht, soll ja recht windig werden. Auch hier in der Schweiz haben wir Wetterwarnung. Soll ziemlich heftig werden, aber mal sehen wie stark er dann wirklich bläst. Ich drück auf alle Fälle die Daumen das es bei dir nicht zu schlimm wird.
Heute möchte ich wieder mal etwas über meine K-PTBS erzählen. Ist ja schon ne Weile her und heute soll’s wieder mal etwas weiter gehen. Wer neu dazu gekommen ist findet hier die folgenden beiden Beiträge die ich schon geschrieben habe.
Heute soll’s um ein anderes Symptom gehen, welches mit einer k-PTBS einher geht und die mich, seit einiger Zeit wieder vermehrt beschäftigt. Warum das so ist, werd ich dann auch noch erklären.
Depersonalisations-/Derealisationsstörung
Was bitte ist das jetzt schon wieder? Ja, das hab ich mich damals auch gefragt. All diese Störungen, die mit einer (k)-PTBS einher gehen hatten nie einen Namen. Ich wusste einfach, ich reagiere anders als andere. Weil ich es selbst bemerkt habe oder weil man es mir immer wieder um die Ohren gehauen hat wie „unangemessen“ ich mich anstelle, oder das ich „übertreibe“, ect. Aber was bedeutet das jetzt? Kurz und knackig erklärt versteht man darunter…
Unter einer Depersonalisations-/Derealisationsstörung versteht man ein anhaltendes oder immer wiederkehrendes Gefühl, vom eigenen Körper oder Denken (Depersonalisation) und/oder von der eigenen Umgebung (Derealisation) losgelöst zu sein.
Quelle: MD, Stanford University School of Medicine

Was sind die Ursachen?
Die Störung entwickelt sich häufig bei Menschen, die schweren und oder langanhaltenden Belastungen ausgesetzt waren.
Zum Beispiel:
- Emotionaler Missbrauch und oder Vernachlässigung während der Kindheit
- Körperlicher Missbrauch
- Opfer oder Zeuge einer Vergewaltigung oder von Gewalt
- Ein Elternteil mit schwerer körperlicher Beeinträchtigung (Krankheit) oder psychischer Gesundheitsstörung
- Unerwarteter Tod einer geliebten Person
Wie gesagt, diese Symptome können auftreten wenn man sehr hohen und oder lange andauernden Belastung ausgesetzt ist. In meinem Fall war es eine Mischung aus vielen verschiedenen Themen. Die fett gesetzten Beispiele sind die Belastungen die bei mir zum tragen kommen. Zusätzlich kamen da noch andere Belastungen über die Jahre hinzu. wie Mobbing, Streit zwischen den Eltern, Verfolgung durch 2 Männern und später waren meine Beziehungen auch nicht grade förderlich für diese Störung.
Aber auch andere Themen können hohe Belastungen sein wie Beziehungen, Finanzen oder Thema Arbeit. Doch auch Depression, Angststörungen oder der Konsum von illegalen Drogen kann dies auslösen. In manchen Fällen allerdings, sind die Ursachen für eine Belastung jedoch relativ gering oder können nicht identifiziert werden.
Wie zeigt sich denn jetzt so eine Depersonalisations-/Derealisationsstörung
Die Symptome einer Depersonalisations-/Derealisationsstörung können nach und nach oder auch plötzlich auftreten. Das es bei mir im frühen Kindesalter das erste mal aufgetreten ist, weiss ich nicht ob es schleichend kam oder es ein Ereignis gab das dieses plötzlich ausgelöst hat. Auf alle Fälle kann so eine Episoden lediglich über Stunden oder Tage auftreten, oder sich sogar über Wochen, Monate oder Jahre hinziehen. Sie beinhalten Depersonalisation, Derealisation oder beides.
Bei mir sind die Episoden inzwischen nur noch über Stunden, in ganz schwierigen Momenten / Situationen allenfalls einige Tage Teil meines Lebens.
Die Intensität der Symptome sind nicht immer gleich in ihrer Ausgeprägheit. Wenn die Störung jedoch schwer ist, kann es zu Symptomen kommen, die über Jahre oder sogar Jahrzehnte die gleiche Intensität aufweisen.
Die Symptome einer Depersonalisation umfassen Folgendes:
- Man fühlt sich losgelöst von seinem Körper, seinem Geist, seinen Gefühlen und/oder seinen Empfindungen
Wie fühlt sich das an, fragst du dich? Hm… das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Es ist, als wäre ich nicht ich selbst. Ich funktioniere einfach nur noch. Ich spüre mich dann nicht mehr, oder es fühlt sich so an, als würde ich förmlich neben mir stehen oder neben mir herlaufen, mich von aussen beobachten.
Die Symptome einer Derealisation umfassen Folgendes:
- Gefühl, von der Umgebung, die als unwirklich empfunden wird, (Personen, Objekte oder alles) losgelöst zu sein
Das ist auch ganz speziell. Wenn ich in diesen Zustand gerate, fühl es sich so an als hätte ich keine Bodenhaftung mehr, ist schon fast wie schweben, losgelöst. Alles wird dumpf, der Blick geht ins leere. Es ist als wär ich von der Welt abgetrennt. Die Welt um mich rum surreal, weit weg von mir. Ich nehme die Welt, Gegenstände oder Menschen wahr und doch irgendwie gar nicht mehr. Es ist so schwer zu beschreiben. Die Geräusche treten in den Hintergrund, als wär ich unter Wasser oder mein Kopf in Watte gepackt und das Zeitgefühl klinkt sich auch aus. Manchmal weiss ich nicht mal mehr wie lange ich unterwegs war oder welchen Weg ich gelaufen bin.
Manche Menschen empfinden diese Episoden als sehr unangenehm. Ich spüre sie manchmal gar nicht, erst im Nachhinein. Da bin ich dann oft geschockt, weil ich mir bewusst werde wie gefährlich so eine Episode sein kann wenn ich alleine Unterwegs bin. Das ich noch nicht in einen Unfall verwickelt wurde ist echt ein Wunder. Ansonsten kenn ich die Symptome und sie machen mir keine Angst mehr. Unangenehm bleiben sie aber dennoch, vor allem weil ich nicht weiss wie lange sie andauern.
Stress, wie auch Depressionen und Angst, neue oder reizüberflutete Umgebungen, wie auch Schlafmangel, können die Symptome verschlimmern. Tja, und da ich grade seit beginn dieses Jahres in einer hohen Stresssituation lebe (Neue Lebenssituation, neue Umgebung, Probleme mit dem Sohn, Schlafmangel weil Schlafstörungen…) so ist es kein Wunder das diese Symptome wieder vermehrt auftreten.
Die Symptome sind oft anhaltend. Die Betroffenen können ständig Symptome haben oder immer wieder Schübe von Symptomen. Meine Episoden sind nicht mehr anhaltend. Schon seit einiger Zeit nicht mehr. Es sind einfach Schübe, die durch Trigger ausgelöst werden.
Menschen, die wie ich darunter leiden, haben oft erhebliche Schwierigkeiten, ihre Symptome zu beschreiben. Ja, ich habe ja auch mühe wie man das beschreiben könnte. Manchmal ist es einfach schwer für Empfindungen die richtigen Worte zu finden. Manche haben angst oder glauben das sie verrückt werden. Sie sind sich jedoch immer bewusst, dass ihre Erlebnisse des Losgelöstseins nicht real sind, sondern einfach die Art und Weise, wie sie sich fühlen. Ich hatte die Angst nie. Mir war immer bewusst das es eine Art und Weise des Fühlens ist. Warum es für mich eher schwer macht es zu beschreiben ist die Scham. Die Angst als Verrückt zu gelehnten. Nicht weil ich es so empfinde, aber wer möchte schon so betrachtet, definiert werden?
Es ist dieses Bewusstsein, das diese Störung von psychotischen Störungen trennt. Menschen mit einer psychotischen Gesundheitsstörung, wie Schizophrenie, haben Gedanken die nichts mit der Realität zutun haben, doch sie erkennen dies nicht.
Wie kommt jetzt die Diagnose zustande
- Es wird ärztlich beurteilt, auf der Basis spezifischer psychiatrischer Diagnosekriterien
- Manchmal werden medizinische und psychiatrische Tests gemacht, einfach um andere mögliche Ursachen auszuschliessen, was natürlich Sinn macht.
Ärzte vermuten diese Störung aufgrund von Symptomen:
- Patienten haben Episoden mit Depersonalisation, Derealisation oder beidem, die eine lange Zeit andauern oder erneut auftreten.
- Die Betroffenen wissen, dass ihre dissoziativen Erfahrungen nicht real sind (sie haben ein intaktes Realitätsgefühl, eine Fähigkeit, die durchn eine Realitätsprüfung getestet wird).
- Die Symptome belasten die Betroffenen sehr oder beeinträchtigen die Lebensweise der Betroffenen in sozialen Situationen oder am Arbeitsplatz.
Um andere Störungen auszuschliessen, die diese Symptome ebenfalls auslösen könnten, wie psychische Störungen, Anfallkrankheiten und Substanzgebrauchsstörungen, wird eine körperliche Untersuchung und manchmal weitere Tests durchgeführt. Die Tests können eine Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT), Elektroenzephalographie (EEG) und Blut- und Urintests auf den Konsum illegaler Drogen beinhalten.
Psychologische Tests und speziell strukturierte Gespräche und Fragebögen können den Ärzten ebenfalls bei der Diagnose helfen.
Kann eine Depersonalisations-/Derealisationsstörung behandelt werden? Wenn ja, wie?
Ja, das kann sie und zwar durch…
- Psychotherapie
- Manchmal angstlösende Medikamente und Antidepressiva
Depersonalisations-Derealisationsstörungen verschwinden möglicherweise ohne Behandlung. bei mir ist das leider nicht der Fall. Aber durch die Therapie wurde es einiges besser. Auch wenn sie jetzt, zwischenzeitlich wieder verstärkt auftritt. Aber ich geh davon aus, dass es wieder besser wird, sobald ich wieder stabiler bin und der Stress in meinem Leben wieder abnimmt.
Betroffene werden nur behandelt, wenn die Störung andauert, wiederholt auftritt oder Leiden verursacht.
Bei manchen Menschen halfen verschiedene Psychotherapiemethoden. Eine Depersonalisations-/Derealisationsstörung geht oft mit anderen psychischen Erkrankungen einher oder wird von psychischen Gesundheitsstörungen (beispielsweise Angststörung oder Depression) ausgelöst, die natürlich ebenso behandelt werden müssen. Alle Belastungen, die die Symptome ausgelöst oder zur Entwicklung der Depersonalisations-Derealisationsstörung beigetragen haben, müssen ebenfalls aufgearbeitet werden.
Methoden, die helfen können:
- Kognitive Methoden können dabei helfen, zwanghaftes Nachdenken über den unwirklichen Daseinszustand zu blockieren. Ich hatte gluck das ich da nie so zwanghaft war. Es gehört einfach zu mir. Kommt vielleicht davon das ich das seit Kleinkindalter habe. Es ist wie eine Eigenschaft die mich ausmacht. Nicht weg zudenken.
- Verhaltenstherapeutische Methoden können Betroffenen dabei helfen, sich in Arbeiten zu versenken, die sie von der Depersonalisation ablenken.
- Erdungsmethoden Nutzung der 5-4-3-2-1-Methode (Sehen-Hören-Fühlen-Richen-Schmecken), das hilft sich selbst und der Welt verbunden zu fühlen. Wie funktioniert diese Methode? Benenne 5 Dinge die du siehst, 4 Dinge die du hörst, 3 Dinge die du Fühlst, 2 Dinge die du riechen kannst und etwas das du schmeckst. Diese Empfindungen sind schwer zu ignorieren und führen dazu, dass man sich im gegenwärtigen Moment wahr nimmt. Das ist eine super Methode, aber, während ich in einer Episode stecke, schaffe ich es noch immer nicht alleine diese auszuführen. Aber wenn mich jemand anleitet, klappt das immer ganz gut.
- Psychodynamische Methoden Sie haben das Ziel, uns dabei zu helfen, unerträgliche Konflikte, negative Gefühle und Erfahrungen aufzuarbeiten, die bei uns das Gefühl hervorrufen, sich davon loslösen zu müssen.
- Die Patienten lernen, Ihr Gefühl der Dissoziation zu erkennen und zu identifizieren, wenn sie die Dissoziation und den Affekt (den nach außen gerichteten Ausdruck von Gefühlen und Gedanken) von einem Moment zum nächsten nachverfolgen und benennen. Diese Benennung hilft manchen Patienten. Zudem hilft diese Technik den Betroffenen auch, sich auf das tatsächliche Geschehen in diesem Moment zu konzentrieren.
Klar gibt es auch die Möglichkeit von einer Medikation, aber darüber will und darf ich hier gar nicht schreiben. Und darum geht es auch gar nicht. Das muss individuell abgeklärt werden. Zudem hat sich keins davon als wirklich Wirkungsvoll herausgestellt.
Ich persönlich habe nie Medikamente dafür genommen. Ich vermeide weitgehend Medikamente. Bin nicht so der Freund davon. Klar, wenn es nicht anders geht, versuch ich es dann auch aber meist hab ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die Nebenwirkungen sind wirklich nicht zu unterschätzen.
Wie sieht die Prognose aus
Die Depersonalisations-/Derealisationsstörung bessert sich häufig ohne Intervention. Für viele Menschen mit einer Depersonalisations-/Derealisationsstörung ist eine vollständige Genesung möglich, insbesondere dann, wenn die Symptome durch Belastungen verursacht wurden, die während einer Behandlung aufgearbeitet werden können. Andere sprechen nicht gut auf eine Behandlung an und die Störung wird chronisch. Bei manchen Menschen klingt die Depersonalisations-/Derealisationsstörung von selbst ab.
Bei mir ist sie chronisch. Denn meine Diagnose bekam ich erst nach über 40 Jahren. Lebe also schon Jahrzehnte mit diesen Symptomen und Episoden.
Die Symptome, einschliesslich der, die andauern oder wiederholt auftreten, verursachen möglicherweise nur geringe Probleme, wenn die Betroffenen ihren Geist beschäftigen und die Gedanken auf andere Aktivitäten lenken, anstatt über ihr Empfinden des Selbst nachzudenken. Einige Personen fühlen sich von ihrem Selbst und ihrer Umgebung jedoch derart gelöst oder leiden zudem noch an Angststörungen oder Depressionen, dass sie nicht länger funktionsfähig sind.
Ob es bei mir ganz verschwinden wird, ist unklar. Meine Therapie hat mir aber soweit geholfen das es nicht mehr so viele Episoden sind und diese auch nicht mehr so lange anhalten. Die Angststörung ist da aber eher eine Bremse. Aber ich bin positiv gestimmt und vertraue einfach darauf das es wieder besser wird, sobald es in mir und ausserhalb ruhiger wird.

Uff… das wurde jetzt wieder mal ein etwas längerer Beitrag. Wie bei den anderen beiden beitrage finde ich es aber eben wichtig es genau auszuführen. Denn nur so kann man die Problematik und Betroffene wirklich verstehen lernen. Solltest du also Fragen haben, nur zu, ich werde sie versuchen zu beantworten. 😉
Nun wünsch ich dir einen wunderbaren Donnerstag. Pass auf das es dich nicht davon bläst 😅