
Hallo du liebe Seele, schön hat es dich wieder, oder vielleicht bist du ganz neu hier, hierher verschlagen.
Heute, seit langem wieder mal, aufgewacht ohne das ich es draussen regnen hörte, und jetzt reisst sogar die Wolkendecke auf und die Sonne kommt langsam aber sicher zum Vorschein. Ich hoffe es bleibt so oder vielleicht noch etwas schöner, dann werd ich nämlich endlich wieder mal einen Spaziergang machen, runter an den See gehen und den Kopf versuchen frei zu kriegen.
Aber von was? Nun, der Titel mag etwas reisserisch klingen aber darüber möchte ich heute etwas schreiben. Und zwar über die Dämonen die mich begleiten, seien das meine, oder andere. Aber für alle die damit jetzt nichts anfangen können, was ich mit Dämonen meine, Dämonen sind für mich Gefühle, oder Gedanken die mich sabotieren.
Tiefsitzende Dämonen wie Angst, heftige Schuldgefühle, Unsicherheit und Scham, die versteckt in meiner inneren Gefühlswelt darauf lauern, aufzutauchen wenn an ihnen gerüttelt wird. Und dass sehr schnell und sehr heftig, ohne das ich wirklich Einfluss darauf nehmen kann. So, als würde jemand einen Schalter umlegen, zack Gefühl da. es ist mir dann kaum oder gar nicht möglich einen Schritt zurück zu machen, es differenziert anzusehen, oder gar neutral und schauen, woher es kommt.
All diese Dämonen begleiten mich seit meiner Kindheit, seit meiner Posttraumatischen Belastungsstörung. Und wurden durch zusätzliche Traumas zementiert. So das meine Diagnose „Komplexe PTBS“ lautet.
Aber es gibt, oder gab auch Dämonen, die gar nicht meine waren, die mich aber genau so begleitet und beeinflusst haben wie die eigenen. Ohne das mir das wirklich je bewusst war. Ich rede von den Dämonen meines Mannes. Auch er hat ein riesige Rucksack auf den Weg bekommen. Und auch er hatte mit seinen inneren Dämonen zu kämpfen. Aber wie haben die mich beeinflusst? Nun, das ist mir auch erst die letzten Monate bewusst geworden.
Es ist ja jetzt ein Jahr her als mein Mann völlig überraschend verstarb. Ich konnte und wollte mir damals nicht vorstellen das ich je wieder ein „normales“ Leben führen könnte oder sogar wollte. Weil meine Grosse Liebe, mein bester Freund, mein Fels, nicht mehr da war. Ohne ihn hatte alles keinen Sinne mehr, für was denn all das noch? Meine Kinder sind erwachsen, die machen ihren Weg. Sie brauchen mich nicht mehr. Ich fragte mich, ob ich je aus der Trauer heraus komme, ob ich irgendwann wieder Freude am Leben habe? Und was soll ich sagen..?
Ja und ja. Und was mich sehr schockiert hat, war die Erkenntnis wie leicht ich mich inzwischen fühle. Und zack, der Innere Dämon mit Namen Schuldgefühl steht riesen gross vor mir. Schaut mich verächtlich an, sagt, wie ich das nur sagen kann?! Er war angeblich deine Grosse Liebe, dein bester Freund, dein Fels, und du fühlst dich erleichtert? Schäm dich. Ja, das tu ich wirklich. Ich weiss, rational ist das nicht, denn ich weiss inzwischen warum ich mich erleichtert fühle. Du kannst dir vorstellen, oder vielleicht auch nicht, wie es ist mit den eigenen Dämonen zu kämpfen, mit den Begleiterscheinungen einer PTBS. Dann kämpfe ich mit meinem Mann gegen seine, natürlich total unbewusst, aber ich hab es getan und es hat mich zusätzlich runter gezogen. Hat mich so viel Kraft gekostet. ich hab mich hilfloser gefühlt das das ich mich eh schon manchmal fühle, auch Trauer hat mich oft begleitet, einfach weil ich ihm nicht helfen konnte, und die Leere die er oft verspürt hat, nicht auffüllen konnte, das ich nicht genug war. Auch er hat ein Trauma aus der Kindheit mit genommen, so wie ich. Bei ihm gab’s keine Diagnose, bei mir erst viel später, genau gesagt erst seit 4 Jahren. Davor hat man mich immer auf Depressionen behandelt, also immer wieder mal. Meine Traumatherapeutin meinte, das sei öfters so, das man eben „falsch“ diagnostiziert, wenn ein Trauma weit zurück liegt, weil Depressionen eine Folgeerkrankung ist wenn man ein Trauma nicht behandelt. Das Problem ist, um ein Trauma gut behandeln zu können, sollte das innert 6 Monate geschehen, je länger es her ist, je schwieriger wird es. Dazu kommt, wie bei mir, wenn weitere Traums passieren, ist es so als würde alles noch mehr gefestigt.
Ich hab schon sehr früh Strategien entwickeln um zu überleben. Das klingt jetzt sehr drastisch, nein es ging nie ums überleben im wörtlichen Sinne, aber damals als Kind fühlte es sich so an, ich musste mich anpassen, schnell, Gefühle abspalten, heisst, ich habe auch eine dissoziative Störung. Nein, nicht die Identititätsstörung, ich habe keine DIS. Ich habe „nur“ eine Art Amnesie und in gewissen Situationen das Gefühl von Losgelöstsein von mit selbst oder der Umgebung. Aber darauf will ich hier jetzt gar nicht hinaus oder drauf eingehen, das wär, bei Interesse sicher ein anderer Beitrag wert. Weil ein Thema für sich.
Zurück zu den Dämonen, ja, ich fühle Erleichterung. Mir geht es besser als es mir zuvor gegangen ist. Ich fühle mich leichter, und ich habe mehr Energie, mich meinen eigenen Dämonen zu stellen. Klar, ich kämpfe fast jeden tag mit ihnen, es kostet mich manchmal mehr kraft, mal weniger. Aber so vieles ist weg gefallen. Der Kampf mit seinen Dämonen, und natürlich die daraus resultierenden Gefühle und Emotionen, die mich sabotierten durch Schuldgefühle, Trauer, Angst und manchmal auch Wut. Wut auf mich.
Ich bin grade am verstehen, am lernen und vor allem am akzeptieren, das es so ist, das es okay ist das ich mich erleichtert fühle, das es mir besser geht als noch zu vor. Das ich Freude am Leben habe, ich mir eine Zukunft aufbauen möchte, ganz wie ich das will. Und das es nicht heisst das ich ihn nicht vermisse, das ich immer noch sehr traurig bin. Das es immer noch Dinge gibt die ich noch nicht gekocht habe, die ich noch nicht weiter geschaut oder weg geworfen habe, weil es mir das Herz zerreisst, einfach weil das etwas war, das wir zusammen gemacht, gegessen, geschaut haben oder ihm sehr wichtig war.
Ich hab früh gelernt das alles andere wichtiger ist als ich selbst, als meine Gedanken, meine Gefühle meine Emotionen. Ich kann mich bis heute schlecht von den Gefühlen anderer distanzieren. Egal ob das gute oder schlechte sind. Es reisst mich mit, und ich kann dann meist auch gar nicht mehr unterscheiden, sind das meine oder die Gefühle des anderen. Es ist wie ein sehr starker Sog, und egal, auch wenn zum Beispiel mein Mann sagte, lass ihn doch, oder geh halt etwas raus, ich konnte nicht. Oder kann’s auch jetzt nicht. Es ist so unheimlich schwer zu erklären, wie sich das anfühlt, man kann sich das wohl nicht vorstellen. Es geht da so viel im Körper ab.
Und wieder bin ich etwas abgeschweift. Sorry dafür. Aber das gehört auch dazu, das ewige sich erklären müssen und rechtfertigen. Nicht nur vor anderen, sogar vor mir. Scham ist Stark, genau wie die Schuldgefühle. Egal ob sie nun rational begründet sind oder nicht.
Die Dämonen meines Mannes sind mit ihm mit gegangen, und haben mich von einer Teillast befreit. Und das fühlt sich gut an. Punkt.
Meine Dämonen sind geblieben, die einen wurden vielleicht die letzten Jahre etwas kleiner, kommen nicht mehr so schnell raus, oder nicht so oft wie früher. Andere sind noch immer ständige Begleiter, und ich bin am lernen das sie eben halt einfach zu mir gehören. Und das sie vielleicht nie ganz verschwinden werden. Ich weiss, jeder hat seine Inneren Dämonen. Das ist normal, bei einem Menschen mit Trauma sind sie einfach sehr viel grösser mächtiger, übermächtig. Und es kostet einfach sehr viel mehr Kraft und Aufwand sie zu zähmen oder gar zu bekämpfen.
Ich arbeite fest an mir, an meinem Mindset, meinen Glaubenssätzen, und das hilft mir schon sehr weiter. Und natürlich die Therapie, auch wenn ich seit 7 Jahren das erste mal eine 3 Monate lange Pause habe.
Ja, der Beitrag wurde jetzt ziemlich unstrukturiert. Bei solchen Themen fühle ich mich getrieben, geht in mir auch vieles körperlich ab. Da switchen die Gedanken hin und her, was sich auch beim schreiben bahn bricht. Ich hoffe dennoch, man versteht worauf ich hinaus wollte. Ich hab mir grade überlegt ob ich auch noch eine Seite zum Thema Trauma schreiben soll, wie das mit der Legasthenie. Denn auch mein PTBS macht mich ja aus, so wie ich bin, wie ich denke, fühle und handle.
Wenn du Fragen hast, dann sei mutig und stell sie mir gerne in den Kommentaren. Ich werde sie gerne beantworten, und je nach dem was es ist, kann ich auch einen Beitrag dazu schreiben.

Nun möchte ich dich aber gar nicht mehr länger abhalten von deinem Alltag und wünsche dir einen guten Tag, ich hoffe es ist heute, wie bei uns, endlich wieder mal regenfrei und hier scheint sogar etwas die Sonne von einem bewölkten Himmel, aber man sieht auch Blau… wie herrlich das doch ist!
Herzlich – Alexandra
Liebe Alexandra,
auch wenn deine Überschrift eine, wie du selbst so schön schreibst etwas „reißerisch“ klingen mag- deine Worte haben mich berührt.
Ich finde, dass Du stolz auf Deinen Weg sein kannst. Und wie es ist v.a. Dämonen anderer Menschen mit sich zu tragen, weiß ich aus eigener Erfahrung. Diesen Dämonen mit Stärke zu begegnen ist meiner Erfahrung nach oft viel härter, als den eigenen Dämonen zu begegnen.
Ich finde, dass Du auf einem tollen Weg bist und es ist okay, sich erleichtert zu fühlen. Du vermisst Deinen Mann, aber gleichzeitig mit dem Tod sind seine Dämonen nicht länger die Deinen.
Du solltest Deinen Weg, mit Deiner Lebensfreude genauso weitergehen wie bisher. Glaube an Dicht. Trau Dich Du zu sein. Zeig der Welt Dein Strahlen 🌞
Ganz liebe Grüße
Anja
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Liebe Anne,
danke für deine einfühlsamen und ermunternden Worte, die haben mich grade zu tränen gerührt.
Das mit dem trauen ich zu sein, irgendwie muss ich erst rauf finden wer Ich eigentlich nun bin. Aber ja, ich versuche mutig zu sein. Aber ich liebe das Leben, ich bin dankbar das ich hier bin, und würde es auch gerne noch lange sein. Also hab ich noch etwas Zeit um all das rauszufinden und meinen Weg zu gestalten.
Danke noch mal und auch dir, herzliche Grüsse.
Alexandra
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Liebe Alexandra,
zuerst einmal ganz liebe Grüße dir und dann ein fettes Entschuldigung. Ich war langezeit sehr ruhig hier und habe mich etwas zurückgezogen. Das tut mir leid. Ich versichere dir, es hatte und hat absolut nichts mit dir zu tun!
Nun aber zu deinem Post und den von dir erwähnten Dämonen:
Wieder einmal sitze ich hier und habe das Gefühl, da hält mir jemand den Spiegel vor. Oh, wie gut ich es doch kenne, dieses Empfinden nie gut genug und immer zum Scheitern verurteilt zu sein. Oh, wie oft es mich doch schon erwischt und mitgenommen hat, dieses Gedankenkarussell in dem man über sich selbst staunt und verblüfft ist. Oh, und in wieviele Stunden habe ich mich schon gefragt, ob ich mich überhaupt so verhalten darf, wie ich es tue.
Es geht dir besser als vorher? Du fühlst dich leichter und freier denjeh? Ja, wie kannst du nur. Ganz schlimm. Absolut furchtbar. Aber hätte es dein Mann sich nicht eben so für dich auch gewünscht? Ich hatte immer Angst vor dem Tod meiner Mutter und ich lebe bis heute sehr gut damit, einfach weil ich dankbar bin, für das, was wir zusammen hatten und für das, was meine Mama für mich war und ist.
Bei aller Euphorie, die so ein neues Gefühl auslöst und bei aller Dankbarkeit für diesen Weg, den man so gut gegangen ist, eines darf man nicht vergessen. Es gab auch Momente in denen wir innehielten, du wie ich, weil wir nicht mehr konnten und weil wir erschöpft waren. Diese Augenblicke sind auch ein Teil der Geschichte und sie sind vielleicht sogar die schlimmensten aller Dämonen.
Ich denke, liebe Alexandra, du kannst froh, dankbar und auch stolz auf dich sein. Du bist weit gekommen und hast deine Spur gefunden, auch wenn diese neu für dich ist.
Alles Liebe,
Giannis
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Lieber Giannis,
du musst dich für nichts entschudligen, ich war ja auch nicht sehr aktiv. Alles gut. aber es ist schön das es nicht an mir liegt 😉
Das tut mir leid das du all diese Gefühle auch so gut kennst, denn sie sind nicht grade schön. Aber so wie ich dich kenne, arbeitest du wie ich, auch daran das zu ändern.
Und ja, ich bin auch dankbar, dankbar für so viele Dinge in den 34 Jahren. Ich würde ihn sofort wieder heiraten, und im gross und ganzen auch gar nicht so viel anders machen, es wär nur schön und vielleicht um vieles einfacher gewesen, wenn ich gewusst hätte was bei mir nicht stimmt. Also warum ich so reagierte und gehandelt habe, denn dann hätte ich viel früher an mir arbeiten können.
Aber du hast recht, sie sind Teil unserer Geschichte, und wer weiss, für was genau diese Konstellation gut war. Wir haben sicher beide Dinge gelernt, über den anderen und sich selber.
Danke, ja ich habe den neuen Weg wohl vor mir. oder sagen wir, eine Ahnung davon, ich gehe ihn Schritt für schritt, und während dem ich ihn gehe, wird er sich mir vielleicht immer mehr offenbaren.
Schön hast du rein geschaut und dann auch noch deine Gedanken da gelassen, danke dafür!
Ganz liebe Grüsse
Alexandra
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