Trauer und Abschied

Heute vor 6 Monate…

10-15 Grad

Hallo ihr lieben Seelen.

Heute vor 6 Monate ging mein Leben, welches ich 34 Jahre mit meinem Mann geführt und geteilt habe, zu ende. Auch heute noch denke ich; Was, schon ein halbes Jahr ist es her? Es fühlt sich an wie gestern, aber eben auch wieder nicht. Langsam finde ich in mein neues Leben. Ein Leben ohne meine Mann, ohne all die vielen und stundenlangen Gesprächen. Ohne seinen Humor und Sticheleien. Ohne seine Küsse und Umarmungen. Die fehlen mir am meisten. Und grade jetzt, wo wir in die dunkle Jahreszeit eingetreten sind, wird das noch mal viel deutlicher. Ich bin ein Mensch, ich brauch Berührungen. Auch wenn es nur das anlehnen ist, oder die kalten Füsse unter die Beine zu packen beim TV gucken. Zusammen auf der Couch kuscheln während eines guten Films oder Serie. Grade jetzt wo man vermehrt zu Hause ist drückt das schon sehr auf die Stimmung.

Dennoch, bin ich hier angekommen. Irgendwie. Gross planen tu ich nicht. Ich möchte einfach die letzten Woche dieses Jahres zu Ende gehen lassen. Im Dezember hab ich mich dazu entschieden das Jahr bewusst abzuschliessen. Was danach ist, werd ich vor zu schauen. Es ist immer noch so komisch, da ich nun einfach machen kann was ich will, oder eben nicht muss, wenn ich keinen Bock drauf habe. Es ist mein Leben, ein Leben ohne das ich es nach jemand anderem ausrichten muss. Das alles ist völliges Neuland für mich, denn ich hatte den Luxus nie, nur für mich verantwortlich zu sein. Ich werd in knapp 2 Monaten 53 und zum ersten mal geht es nur um mich.

Und trotzdem bin ich grade für diese Zeit jetzt dankbar. Alle Energie richtet sich nach innen. Es wird leiser und man muss nichts. Weder ich mach mir druck raus zu gehen weil Sonne pur und warm, den eigentlich musst du doch raus, das Wetter geniessen. Noch andere kommen an und meinen; Hey, es würde dir gut tun, geh raus, dann geht’s dir besser. Nein, ich muss nichts! Vor allem weil wirklich fast alles jetzt abgeschlossen ist. Nur noch am Samstag eine Hauruckaktion, und 2 bürokratische Sachen, die sind aber nur noch Alibiübungen und da habe ich keinen Einfluss drauf, denn das liegt jetzt beim Amt selber. Und weil eben in den letzen 6 Monate doch immer wieder Termine, Briefe schreiben, Abklärungen und Erkundigungen einholen sich manchmal schon die Handgereicht haben, ausgemistet werden musste und noch mehr, bin ich jetzt wirklich das erste mal froh und dankbar für die dunkle und kalte Jahreszeit.

Zürichsee mit Blick auf die Schweizer Alpen

Was zermürbend war ist, das man gewissen Ämter hinterher rennen musste, man schreibt ne Mail, weil alles andere ja nicht mehr klappt, alles digital, erhält einfach keine Antwort, für eine Antwort musste ich of 2 oder mehr Mails schreiben. Bei der letzten Sache bekam ich gar keine Antwort mehr. Gut hat sich da gewisse Dinge überkreuzt und ich hab dann irgendwann wen die andere Stelle gefragt. Als wärst du nicht eh schon in einer Ausnahmesituation, denken gewisse Menschen einfach nicht mit. Dass empfand ich manchmal sehr zerrmürbend und nervenaufreibend, einfach weil man ja auch keine Fehler machen will. Ohne meine Tochter, die mir da sehr unter die Arme gegriffen hat, wär ich wahrscheinlich untergegangen.

Auch viele Dinge musste ich lerne alleine zu tun. Viele Dinge hab ich immer mit meinem Mann gemacht weil ich gewisse Sachen nicht alleine machen konnte. Oder ich hab es gleich an ihn ab delegiert. Tja, jetzt kann ich das nicht mehr. Ängste mussten angegangen werden, überwunden werden. Denn alleine zu Terminen gehen, war fast nicht machbar, und wenn dann nur mit körperlichen Symptomen schon 1 – 3 Tage davor. Was ganz banales… alleine in den Keller. Ich brauchte mehrere Anläufe um das zu schaffen. Jetzt geht es einigermassen, hab dennoch immer noch Herzklopfen und kostet mich enorme Überwindung, aber ich kann’s leider nicht ändern. Sollte was sein, in unserem Keller hört niemand was wenn mal was wär, denn es ist im 2. Untergeschoss, getrennt mit 2 schweren Türen. Und Empfang ist nicht gross, manchmal klappt’s manchmal geht weder ein Anruf rein oder raus und Nachrichten gar nicht. Dann alleine in die Stadt, das vermeide ich, solang es geht. ÖV’s auch. Behördengänge… und und und. All das kostet immer sehr viel Kraft und Energie, weil es jedes mal bedeutet, mich den Ängsten zu stellen und sie gezwungernermassen anzunehmen, wenn ich sie nicht überwinden kann. Da gibt’s wirklich solche, die nicht weg gehen. Man sagt zwar immer man muss sich ihnen nur stellen dann sind sie Geschichte. Nein, nur weil ich mich denen öfters stellen muss sind sie nicht weniger. Aber ich habe Techniken die mir Helfen eine allfällige Panikattacke abzumildern oder erst gar nicht gross rein zu geraten. Da hab ich die Box-Atmung, die Hilft ganz gut wenn die Panikattacke nicht zu heftig ist oder ich sie genug früh spüre. Auch Lavendelöl hilft da mich etwas zu beruhigen. Aber manchmal lässt es sich halt nicht verhindern, nicht mal wenn ich nicht alleine bin. Es hat durchaus Situationen und Termine gegeben wo ich froh war das mich jemand begleitet hat. Aber auch da, hatte ich mit Panikattacken zu kämpfen. Vielleicht, irgendwann, werden die Ängste weniger, oder weniger schlimm. Und wenn nicht… muss ich lernen damit um zu gehen, mich arrangieren und allenfalls fremde Hilfe in Anspruch nehmen. Nach solchen Tagen bin ich am nächsten tag kaputt. Fühl mich krank, erschöpft und hab noch andere körperliche Symptome wie Kopfschmerzen.

Und ja, darum bin ich jetzt für diese Zeit der Einkehr dankbar.

Im Gross und Ganzen habe ich die letzten 6 Monate aber ganz gut gemeistert. Denk ich. Durch die Überlebensstrategie, die ich als Kind gezwungernermassen erlernen musste, um nicht kaputt zu gehen, ist jetzt wirklich meine grösste Ressource, schnelle Anpassungsfähigkeit an neue Situationen ist sehr hilfreich. Klar, alles hat seinen Preis, meiner war eben die Erschöpfung die sich in den letzten 4 Wochen breit macht, und auch jetzt noch anhält. Ich kann mich schlecht konzentrieren, das merkt man auch hier, denn es ist sehr still grade im Blog aber auch auf Insta. Diesen Beitrag kostete mich jetzt auch viel Zeit. Hatte jetzt daran über 2 Stunden. Einfach weil ich mit den Gedanken schnell wieder weg schweife oder ich irgendwie mühe haben sinnvolle Sätze zu bilden. Auch lesen oder sonst Dinge machen die ich sonst sehr gerne tu, liegen grade brach. Denn es macht kein spass wenn man ein Buch liest und nach 10 Minuten merkt das man gar nicht bei der Sache war, oder beim zeichnen immer wieder Fehler macht und so weiter.

Aber es ist okay. Ich versuch mir wirklich keinen Druck mehr zu machen. Darum… wird es hier sicher noch etwas ruhiger bleiben die letzten Wochen des Jahres. In der Hoffnung im neuen Jahr mit neuer Energie zu starten.

Also die nächsten Wochen kommen ja sicher die Challeng Seiten, da bin ich dran. Und es kann gut sein das es zwischen durch doch noch was kommt.

So, nun wünsch ich euch allen eine gute Zeit und bis bald. Passt auf euch auf und bleibt gesund!

Herzlich – Alexandra

4 Gedanken zu „Heute vor 6 Monate…“

    1. Liebe Angela,

      erstmal herzlich Willkommen hier auf meinem Blog 💖

      Danke viel mal für deine Umarmung. Manchmal braucht es auch keine Worte.

      Dir auch alles Liebe
      Alexandra

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  1. Moin Babette!

    Gestern habe ich schon mal hier gelesen und musste das erst einmal sacken lassen. In Vielem erkenne ich mich wieder und ich dachte, du schreibst über mich.
    Ich trage auch unheimlich viele Ängste in mir, denen ich mich tagtäglich stelle…stellen muss.
    Gerade eben noch habe ich darüber nachgedacht, wie mutig ich doch war, als ich mit 17 Jahren von zu Hause auszog und alles allein bewältigt habe.
    Dann war ich mutig mich nach 20 Jahren von meinem ersten Mann zu trennen, um mit meinem Sohn gemeinsam ohne seinen Vater zu leben. In dieser Ehe habe ich auch alles abgegeben, ob es Bankgeschäfte, Lohnsteuerklärungen, Ämtergänge etc. waren.
    In der Zeit, die ich mit meinem Sohn allein lebte, bedurfte es viele Behördengänge etc. die ich bewältigt habe (ich war stolz auf mich) und doch waren sie immer mit Ängsten verbunden, ich brauche immer drölfhundert Anläufe. Selbst bei Telefonaten brauche ich zig Anläufe, um etwas telefonisch zu klären.
    Dann habe ich meine Jugendliebe geheiratet und auch ich merke ich, dass ich alles wieder abgegeben habe. Das Einzige, was ich mir nicht aus den Händen hab nehmen lassen, sind meine eigenen Bankgeschäfte.
    Kürzlich erst habe ich mit meinem Mann einmal geschaut, was zu tun ist, wenn er denn vor mir ginge, denn er hat unglaublich viel Aktien. Mich grauts davor, obwohl ich das alles beherrsche. *Peng, schon wieder ist die Angst da!
    Ich muss mir täglich sagen, dass es Schlimmeres gibt, als diese meine Angst. Ich weiß, dass ich das alles schaffe, aber es braucht immer viele Anläufe und viel Kraft. Ich glaube, ich sollte mal zu einem Therapeuten gehen.
    Danke, dass ich deine Sorgen und Nöte lesen durfte!
    Ich könnte dir ja gute Ratschläge geben, aber ich muss erstmal an mir selbst arbeiten, ehe ich das tue.

    Alles Gute für dich

    Anne

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Anne

      oh, was soll ich dazu sagen, schön das du dich wieder findest? Was aber dann auch gleichzeitig traurig ist, weil es eine schwere Zeit war oder immer noch ist, für dich. Fühl dich auf alle Fälle gedrückt. 🥺

      Wow, da kannst du wirklich sehr stolz drauf sein! Mit 17!

      Mit 17 wohnte ich schon bei einem Freund und hatte ein Kind. Von zu Hause, in eine neue Familie… darum sagte ich ja, ich war nie alleine für mich verantwortlich. Zuvor, musste ich schon in der frühen Kindheit erwachsen werden, mit 13 dann Mutter- und Hausfrauen, zum Teil auch Ehefrauen-Aufgaben übernehmen. Hatte ein Vorteil denn ich kannte das dann alles schon als ich dann mit 15 raus geschmissen wurde und mit 16 schon einen eigenen Haushalt mit Kind und Freund schmeissen musste.

      Das it den Telefonaten kenn ich auch. ich hasse das, dann lieber per Brief oder Mail. Ich zittere jedes mal wenn ich einen Anruf bekomme und weiss ich muss den annehmen. Ich brauche einfach Zeit um mich psychisch drauf vorbereiten zu können. Wenn nicht, poh, das ist Horror.

      Ich bin seit langen im Therapie, und seit bald 3 Jahren in einer Trauma-Therapie. Weil die erste Therapeutin zwar wirklich gut war, aber sich dann rausstellte das hinter der Depression die ich damals hatte, ein Komplexes PTBS steckte. Und dafür war sie nicht ausgebildet, also wurde ich erst einmal richtig stabilisiert und dann hab ich gewechselt.

      Es ist schön das ich mit meinem Beitrag zeigen konnte das du nicht alleine bist, und schön das du mir deine Nöte verraten hast. Dafür bin ich dankbar. Sich auch mal verstanden zu fühlen. Klar, in der Therapie wird man verstanden und unterstützt aber im Alltag ist es für viele schwer zu verstehen oder gar zu akzeptieren. Da kommt schon mal die ein oder andere Bemerkung die einen verletzen.

      Also, auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön für deine offenen Worte. Und alles gut, das mit den guten Ratschlägen ist eben in einer solchen Situation eh schwierig. Denn erstens, ist jeder Mensch anders, und was für mich gut funktioniert muss nicht für dich geeignet sein und jeder hat auch eine ganz andere Geschichte. Warum man zu diesen Ängsten kommt. Wenn man um rat gefragt wird oder eben auch so wie hier mal was kommentiert, kann man im besten Fall seine Geschichte teilen, erzählen was man selber für Erfahrungen gemacht hat, was man ausprobiert und wie es geholfen hat oder eben nicht.

      Ich wünsche dir auf alle Fälle weitere vorankommen mit der Überwindung der Ängste und viel Kraft und Mut.

      Alles Gute und von ❤️ liebe Grüsse

      Alexandra

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