Leben mit einer PTBS

Einfach zu heilen – Angststörungen & Panikattacken

4 bis 9 Grad

Herzlich willkommen du liebe Seele,

schön bist du hier. Heute wieder zu einer neuen Lektion was es bedeutet mit einer K-PTBS durch’s Leben gehen zu müssen. Heute mit einem Thema das mich nicht mehr losgelassen hat seit Babsi mir diese Aussage einer Therapeutin zitiert hat. Sie konnte einer Freundin helfen die an einer Angststörung gelitten hat. Dennoch hat mich die Aussage sehr beschäftigt Welcher Zitat das war fragt ihr euch? Ich kann es nicht mehr Wort wörtlich wiedergeben, aber lautete in etwa

Die Angststörung und Panikattacken sind die am einfachsten zu heilenden psychischen Störungen

Ich muss zugeben, ich kenne weder die Therapeutin, noch die Freundin und wie es bei ihr zu dieser Angststörung kam, aber der Satz hat mich so dermassen getriggert, dass ich den einfach nicht vergessen konnte und mich dann zum Entschluss gebracht hat, darüber zu schreiben. Was so eine Aussage mit mir, und mit anderen Betroffenen macht und das man differenzieren muss und es nicht so einfach ist. Und das so eine Aussage einfach verheerend sein kann.


KI | Mein Promt

Als erstes möchte ich genauer drauf eingehen was der Satz mit mir gemacht hat und ich bin zu 100% sicher, dass er das auch bei den meisten anderen mit einer K-PTBS tut. Meine erste Reaktion war Abwehr, die zweite durchaus heftigere war Schuld und Scham. Warum? Weil ich, und bestimmt auch andere in meiner Situation, denken; Mit mir muss was nicht stimmen. „Ich machen was falsch“ oder „Ich streng mich zu wenig an,“ oder noch schlimmer; „Ich will ja gar nicht wirklich „gesund“ werden, sonst hätte ich das schon lange in den Griff bekommen. Schliesslich sind wir (ich 9 Jahre) in Therapie„.

Du siehst, so eine generalisierte Aussage, kann ganz schön viel anrichten. Sie ist alles andere als Hilfreich oder motivierend.

Warum ist jetzt aber eine Angststörung nicht gleich eine Angststörung und eine Panikattacke nicht gleich eine Panikattacke. Warum gibt es unterschiede die nicht gleich leicht zu behandeln sind? Dass zeig ich dir jetzt gerne auf.

Warum sind Panikattacken und Angststörungen anders wenn sie durch Trauma entstanden sind?

Der Satz „Angststörungen sind am einfachsten zu heilen“ bezieht sich meistens auf klassische, nicht-traumabezogene Angststörungen, z. B. Panikstörung oder spezifische Phobien, bei denen keine zugrunde liegende traumatische Erfahrung den Körper weiterhin in Alarmhaltung hält.

Diese Formen sprechen oft schnell auf Methoden wie Exposition oder kognitive Therapie an.

Bei Panikattacken, die durch Trauma entstanden sind, ist es anders

Wenn Panikattacken traumatisch bedingt sind (also Teil einer PTBS oder komplexen Traumafolgestörung), dann arbeitet das Nervensystem nicht nur mit „Angst“, sondern mit:

  • Überlebensreaktionen (Fight/Flight/Freeze/Fawn)
  • Erinnerungen oder Auslösern
  • Dysregulation des autonomen Nervensystems
  • einer tieferliegenden Verletzung, die zuerst Sicherheit braucht

In so einem Fall ist die Panik nicht „zufällig“ oder „fehlgesteuert“, sondern eine Schutzreaktion, die aus einer vergangenen Gefahr gelernt wurde.

Bedeutet das, dass Heilung schwieriger ist?

➡️ Nicht unbedingt schwieriger, aber anders.

Die Behandlung braucht oft:

  • Stabilisierung und Ressourcenarbeit
  • Arbeit mit dem Nervensystem (Somatic Experiencing, Atemarbeit, Polyvagal-inspirierte Methoden)
  • traumasensible Therapie
  • gelegentlich erst später Exposition, wenn überhaupt

Viele Menschen erleben sehr gute Verbesserungen, sobald das Trauma und die Körperreaktionen mit einbezogen werden und oft sogar nachhaltiger als bei rein kognitiver Arbeit.

Eine wichtige Klarstellung

Traumabezogene Panikattacken sind absolut heilbar bzw. gut behandelbar. Sie folgen nur anderen Regeln, weil sie aus einem anderen Ursprung kommen.

Was versteht man unter geheilt? Ist dann ein angstfreies leben möglich? Auch wenn alte Trigger wieder auftauchen?

Das ist eine richtig wichtige Frage, denn ich hatte lange Zeit auch eine völlig falsche Vorstellung von „Heilung„. Das musste ich schmerzlich erkennen. Die ehrliche, fachlich fundierte Antwort lautet:

Geheilt“ bedeutet bei trauma-bedingter Angst nicht zwingend völlige Angstfreiheit.

Zitat: Meine Therapeutin

Was bedeutet es dann?

  • Das Nervensystem kann sich selbst regulieren,
  • Trigger verlieren ihre Macht,
  • du fühlst dich sicherer, stabiler, handlungsfähig,
  • du kannst ein erfülltes, normales Leben führen,
  • und Angst, sollte sie dann doch auftreten, fühlt sich nicht mehr überwältigend oder gefährlich an.

Warum denn nicht „völlig angstfrei“?

Tja, weil Angst nun mal eine normale Körperfunktion ist und immer bleiben wird. Punkt. Bei jedem Menschen, auch ohne Trauma.

Das Ziel ist nicht, nie wieder Angst zu spüren, sondern:

➡️ Angst spüren, ohne dass sie dich übernimmt.

➡️ Trigger wahrnehmen, ohne dass das alte Trauma anspringt.

Was „geheilt“ bei trauma-bedingten Panikattacken meist bedeutet:

1. Alte Trigger lösen keine Panik mehr aus

Vielleicht merkst du kurz: „Oh, das war früher schlimm.“

Aber dein Körper bleibt im Hier und Jetzt, nicht im damaligen Erlebnis.

2. Dein Nervensystem kehrt schnell in Sicherheit zurück

Selbst wenn eine Welle kommt, beruhigt sie sich binnen Minuten, nicht Stunden.

3. Du entscheidest und nicht mehr die Angst

Du kannst neue Situationen eingehen, Beziehungen leben, Grenzen setzen, Entscheidungen treffen, ohne dass die Angst dir das Leben diktiert. 

4. Panikattacken treten selten bis gar nicht mehr auf

Und wenn doch mal eine reaktive Körperwelle kommt, weißt du,

Das ist mein Nervensystem, ich bin sicher“ und sie klingt rasch ab.

5. Dein inneres System fühlt sich nicht mehr bedroht

Die innere Alarmanlage ist neu kalibriert.

Heilung heißt nicht, dass es nie wieder Gewitter gibt.

Heilung heißt, dass du nicht mehr fürchtest, dass jedes Geräusch ein Sturm ist und dass du dich inzwischen trocken und geschützt fühlst, selbst wenn es draußen blitzt.

Also ja, es ist absolut möglich!

Viele Menschen mit Bindungstrauma, Entwicklungstrauma oder PTBS erreichen genau diesen Zustand nach traumasensibler Therapie, Nervensystemarbeit und stabilen Beziehungen.

Folgende Frage, die ich mir so oft in den letzten Monaten selbst immer wieder gestellt habe lautet; „Wass, wenn ich nie ganz davon geheilt bin? Auch nach 5 Jahren Therapie nicht, was mach ich falsch verdammt noch mal?

Du siehst, dieser Kritik unterwerfe ich mich auch selber, ohne das mir jemand „Gescheites“ die obige Aussage um die Ohren knallt.

Aber was mach ich denn nun flasch, schliesslich bin ich seit bald 9 Jahren in Therapie, davon 4 Jahren in der Traumatherapie und ich bin noch nicht wesentlich weiter. Ja gut, bisschen schon, aber müsste ich nicht viel weiter sein? Und genau an dem Punkt darf ich auch noch wachsen, denn…

Du ich mach nichts falsch. Absolut gar nichts Punkt!

Nicht mein Körper, nicht mein Nervensystem, nicht mein Tempo. Traumaheilung folgt keiner Uhr und keiner Norm.

🌿 1. „Nicht geheilt“ bedeutet NICHT „versagt

Menschen mit frühem Bindungstrauma oder langanhaltender Belastung erleben häufig folgende Dinge:

  • sehr tiefe Muster
  • automatische Reaktionen, die Jahrzehnte alt sind (bei mir 50 Jahre)
  • Körper, die extrem gut im Überleben geworden sind

Das heisst: Die Muster sind stark und nicht dass ich schwach bin.

Niemand würde sagen:

„Mein Nervensystem reagiert noch, ich habe etwas falsch gemacht.“

Sondern:

„Mein Nervensystem hat jahrzehntelang mein Leben gerettet.“

 

🌿 2. 5 Jahre Therapie sind kein Mass für Erfolg

Bei Bindungstrauma, komplexem Trauma oder jahrzehntelang geprägten Mustern ist es normal, dass:

  • es in Wellen geht
  • Trigger bleiben
  • alte Muster noch aufspringen
  • Heilung nicht linear ist

Viele Menschen brauchen eher 10 Jahre oder ein ganzes Stück des Lebens, nicht weil sie „schlechter“ sind, sondern weil ihr Nervensystem viel erlebt hat.

Die Frage ist nie:

  • “Bin ich geheilt?“

Sondern:

  • “Wie viel leichter ist es im Vergleich zu früher?”
  • “Wie schnell komme ich wieder zurück in mich?”
  • Wie gut verstehe ich, was passiert?”

Das IST Heilung.

🌿 3. Dein Nervensystem tut genau das, was es tun soll

Wenn die alten Muster heute noch greifen, heisst das nicht:

  • ❌ du machst etwas falsch
  • ❌ du bist unfähig
  • ❌ deine Therapie bringt nichts

Es heisst:

  • ✔ dein Nervensystem reagiert auf alte Verletzungen
  • ✔ es schützt dich auf seine Art
  • ✔ und du lernst langsam neue Wege, auch wenn es sich nicht so anfühlt

Heilung ist nicht „nie wieder Angst“.

Heilung ist:

  • schneller zurückfinden
  • weniger Wucht
  • mehr Atem holen können
  • mehr Bewusstsein
  • weniger Isolation

Und das passiert bei mir, ich merke es nur noch nicht, weil die Angst immer noch in den Vordergrund tritt. Wenn ich nämlich zurück schaue, auf die letzten bald 3 Jahre, hab ich sehr wohl Fortschritte in Richtung „Heilung“ gemacht. Sie sind nur einfach nicht so gross wie ich mir das selber wünsche. Oder es geht zu wenig schnell, vor allem mit den vielen Rückschritten dieses Jahr, weil viel Neues dazu kam und alte Wunden aufriss die ich gedacht habe überwunden zu haben. Hatte ich auch, doch die völlig neue Dynamik in Beziehungen und Lebensveränderungen haben neue Trigger erwachen lassen, die ich nicht gekannt habe, oder die ich erfolgreich mit meinem Vermeidungsverhalten, welches ich nicht mehr aufrechterhalten will und kann.

🌿 4. Manche Wunden gehören zu einem, ohne das Leben zu zerstören

Viele Betroffene sagen irgendwann:

„Es ist nicht weg, aber es bestimmt mein Leben nicht mehr.“

Das ist die wahre Heilung. Und sie ist absolut erreichbar. Auch in meinem Alter noch. Auch nach Jahrzehnten. Auch wenn es für mich im Moment kaum vorstellbar ist. Denn da kommen gleich wieder 2 neue Gedanken auf und zwar:

Ich fühle mich schuldig oder falsch.” und gleichzeitig aber „Ich bin einfach so müde vom Kämpfen.“Und ja, dafür schäme ich mich so“

Schuld und Erschöpfung sind zwei der schwersten Gefühle, die Trauma auslösen kann, und beide sind vollkommen verständlich nach so vielen Jahren Therapie, Triggern und inneren Kämpfen. Ja, das weiss ich, das hab ich von meiner Therapeutin so oft gehört, aber diese beiden Gefühle begleiten mich seit ich Kind bin und das geht einfach nicht weg. Sie klammer sich wie ein Ertrinkender an mich. Sie sind ein Teil von mir, und was, wenn sie irgendwann weg sind? Wer bin ich dann ohne all die Gefühle, Emotionen, Ängsten.

Was mich aber fast noch mehr belastet ist die Scham die dazu komm. Die Tatsache, dass ich Scham empfinde, und das obwohl ich vermeintlich nichts falsch mache oder gemacht habe, ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein sehr tiefes, sehr typisches Trauma-Symptom. Jaja, ich weiss. Ich weiss wie so vieles in meinem Kopf, aber es ist einfach noch nicht in mein System, gesickert.

Und Scham eines der schmerzhaftesten Gefühle. Scham ist das Gefühl, das entsteht, wenn du früher keine Sicherheit hattest.

Scham entsteht, sobald man verletzlich wird.

Und Panikattacken sind maximale Verletzlichkeit.

Scham entstand, als ich als Kind nicht „auffangen“ wurde. Ja Scham schütz mich noch heute, obwohl ich es nicht mehr brauche. Auch das ist mir klar. als würde ich dieses Gefühl freiwillig kultivieren! Wer sich schon mal geschämt hat, der weiss wie schlimm das ist.

Sorry, jetzt bin ich etwas abgeschweift. Zurück zur Heilung… Wo steht ich denn jetzt aber auf dem der Heilung? Ja dazu gibt es eine Skala die einem in etwa aufzeigt wo man grade steht. Darüber werde ich aber nächste Woche berichten.


Sorry du liebe Seele, ich muss für heute Schluss machen, ich kipp fast vom Stuhl. Bin noch nicht wirklich fit. Und jetzt will mein Körper eigentlich nur noch ins Bett. Schweissausbrüche und Schwächeanfall. Also bis mir nicht böse wenn ich hier so abrupt ein Schlussstrich ziehe für heute.

Ich wünsch dir einen stressfreien Donnerstag und bis Morgen zum Thema „Hand aufs Herz

Alles Liebe, Alexandra

3 Gedanken zu „Einfach zu heilen – Angststörungen & Panikattacken“

  1. Oh, das tut mir leid, dass Dich dieser Satz so dermaßen getriggert hat. Die Aussage kam nicht von dem/den Therapeuten, der/die das von mir angesprochene Buch geschrieben hat – die Aussage kam vom Therapeuten einer Freundin, die sich wegen einer Angststörung in Therapie befunden hat und vollkommen geheilt wurde.

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