Leben mit einer PTBS

Emotionaler Missbrauch – Was ist das? Und wie beeinträchtigt es mich?

3 bis 11 Grad

Hallo und guten Morgen du liebe Seele 🫶🏻

Ich hoffe du bist gut in den Vizefreitag gestartet? Hier ist es noch sehr neblig und die Temperaturen zeihen mich auch nicht grade raus. Im Moment haben wir 4 Grad, also hab ich mich entschlossen den Einkauf auf heute Nachmittag zu verschieben und mich lieber gleich an dieses, nicht einfache Thema zu setzen. Aber warum wähle ich dieses Thema dann wenn es für mich kein einfaches ist? Nun, es hat mich geprägt, es ist immer noch ein Teil von mir, nicht der Missbrauch, sondern die Folgen und die Wirkung die es auf mein leben hat. Es gehört zu meiner k-PTBS und da ich hier die Plattform nutze um aufzuklären gehört eben auch dies dazu. Und die Reflexion ist auch etwas das mir hilft.

Wer sich von dem Thema getriggerte fühlt, sollte vielleicht absehen davon den Beitrag zu lesen. Ich weiss wie das ist. Es bringt nichts es zu lesen dann aber mit bis zum Halsschlagendem Herzen da zu sitzen, oder gar in Tränen auszubrechen ohne die Rückhalt zu haben von Jemandem der dich auffangen könnte.


Emotionaler Missbrauch | Psychische Gewalt

KI – Mein Promt

Hier möchte ich einfach ganz sachlich und in Stichworten erklären was damit gemeint ist.

Beschreibung

Das herabsetzen, erniedrigen und oder untergraben des Selbstwertgefühls und oder der Selbstachtung eines Menschen.

Psychische ( seelische, emotionale) Gewalt zielt auf die Gefühle und Gedanken ab, auf das Innerstes, auf den Kopf, Herz und Seele. Psychische Gewalt ist ein Angriff auf die Selbstsicherheit und das Selbstbewusstsein eines Menschen. Wer psychische Gewalt ausübt, will sein Opfer kleinmachen, demütigen, verstören und/oder verängstigen und Kontrolle und Macht über den Menschen gewinnen.

Psychische Gewalt trifft man in allen Schichten an. Man findet sie im vermeintlich sicheren Zuhause, in Ehen, Partnerschaften und Familien. Aber auch in der Schule und in der Clique, genau sowas wie am Arbeitsplatz, Verein. Eigentlich überall dort, wo Menschen regelmässig eng miteinander Umgang pflegen.

Woran man psychische Gewalt erkennt

  • Emotionaler Missbrauch /psychische Gewalt ist nicht sichtbar. Aber spürbar. Sie kann Menschen schwer verletzen und (dauerhaft) krank machen.
  • Oft dauert es lange Zeit, bis einem Menschen bewusst wird: „Ich erleide seelische Gewalt.“
  • Psychische Gewalt kann in körperliche Gewalt münden oder gleichzeitig mit ihr geschehen.
  • Psychische Gewalt ist nichtschlimmer“ oder „weniger schlimm“ als körperliche Gewalt. Denn beide Formen der Gewalt können das Opfer schwer und dauerhaft zeichnen.
  • Körperliche Gewalt belastet auch die Seele und psychische Gewalt kann sich auch körperlich auswirken.
  • Psychische Gewalt macht häufig einsam. Das Opfer zieht sich zurück und ist damit dem Täter oder der Täterin noch mehr ausgeliefert. Er oder sie ist dann oft die einzige Bezugsperson. Um ihn/sie nicht zu verlieren, erträgt das Opfer lange die Gewalt.

Meine Geschichte

Kindheit

In meiner Kindheit gab es wiederholt Situationen, in denen meine Gefühle nicht ernst genommen oder sogar abgewertet wurden. Es gab keinen Platz dafür. Ich konnte sie mir einfach nicht erlauben. Meine Mutter war schwer krank, mehr nicht da, emotional wie auch physisch, weil sie oft im Krankenhaus war und auch für längere Zeit. Mein Vater war nicht emphatisch zudem war er jähzornig. Und wenn ich mir mal erlaubt habe, mich bemerkbar zu machen, in dem ich sagte wie ich mich fühlte oder ich dachte ich hätte was gut gemacht, hiess es einfach nur…

  • Du bist zu hysterisch
  • Eigenlob stinkt
  • Du bist sowas von egoistisch
  • Reiss dich zu zusammen
  • Gute Note für mich? Hättest es auch besser machen können
  • Du bist nichts, du wirst nichts und du wirst nie etwas werden
  • Dinge die ich gemacht habe, wurden ins Lächerliche gezogen
  • Stell dich nicht so an
  • Du bist zu faul
  • ect. pp.

Ich hatte so oft Angst. Angst Fehler zu machen oder abgelehnt zu werden. Zu viel zu sein, zu laut, zu wenig, zu falsch… Körperliche Gewallt habe ich persönlich nie erfahren, aber ich hab mit bekommen wie mein Bruder da 2 oder 3 mal was abbekommen hat. Ich weiss noch wie ich in meinem Zimmer auf dem Bett sass, erstarrt, das Herz das mir bis zum Hals schlug. Ja, auch jetzt, wo die Erinnerungen an die Oberfläche kriechen. Mein Herz schlägt gegen den Brustkorb, mein Atem wird flacher als das er es eh schon ist. Das schlechte Gewissen steigt herauf, welches ich damals empfunden habe weil ich nicht eingegriffen habe.

Genau das nennt man emotionalen Missbrauch, er ist weniger sichtbar als körperliche Gewalt und darum fühlen sich Menschen die das erleben so oft alleingelassen. Denn wer glaubt einem denn schon? Wenn man’s dann benennen kann. Als Kind kannst du das eh nicht. Man fühlt sich nur falsch. Immer im Weg zu sein, nichts richtig machen zu können.

Der emotionale Missbrauch prägt stark, und zwar wie sicher oder unsicher man sich in Beziehungen fühlt.

Frühere Beziehung

Auch in meinen beiden vergangenen Beziehungen war dies Thema, bei der ersten mehr als bei der zweiten. Und das wurde mir erst nach und nach bewusst. Und so wurde all die Unsicherheit weiter zementiert.

In der ersten wurde ich sehr stark kontrolliert, abgewertet und manipuliert. In meiner Ehe war es weniger schlimm aber auch hier erfuhr ich Manipulation. Beide Beziehungen haben meine alten Wunden weiter vertieft und mein Vertrauen noch mehr erschüttert.

In der ersten Beziehung war es Dinge wie:

  • Anschreien
  • Gewaltandrohung
  • Vor Freunden anschreien, lächerlich machen, massregeln

In der zweiten war es „nur“:

  • Manipulation durch Ignorieren und Schweigen,
  • Sagen es ist gut, mich dann aber spüren lassen das es das nicht ist.
  • Täter-Opfer-Umkehr,

Welche Auswirkungen es auch heute noch auf mich und meine Beziehungen hat

Es kann passieren, dass ich in Momenten, die mich an früher erinnern (emotional), sehr stark reagiere. Zumindest tut das mein Körper. Mein Nervensystem schlägt Alarm und ich reagiere mit innerem Rückzug, ich fange entweder an zu weinen oder ich geh in den Angriff über und versuche mich zu verteidigen und rechtfertigen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, meine Brust fühlt sich eng an und ich fühl mich klein und hilflos, ohnmächtig. Oder ich lass es einfach über mich ergehen und bin nur noch still.

Das heisst nicht zwingend, dass jemand etwas falsch gemacht hat, es ist einfach eine alte Schutzreaktion meines Nervensystems.

Mögliche Reaktionen

  • Ich brauchst manchmal mehr Bestätigung als andere.
  • Konflikte oder Rückzug können alte (Verlust)-ängste aktivieren.
  • Kleine Unsicherheiten können sich für mich sehr gross anfühlen.
  • Ich bin nicht „zu empfindlich“, sondern reagierst auf alte Wurden (ja, auch ich darf da noch dran arbeiten)

Ja, die Therapie hat mir die zusammenhänge aufgezeigt. Denn sie waren mir bis vor 3, 4 Jahren nicht bewusst. Was aber nicht heisst, das ich das alles hinter mir lassen kann. Denn wie ich drauf reagiere hat nichts mit dem Verstand zu tun. Spätestens im Nachhinein ist es mir klar und bewusst das da ein altes Muster abgelaufen ist.

Solche Wunden können aber eben nur heilen wenn man immer wieder positive Erfahrungen macht. Vereinfacht gesagt kann man sagen, dass es 100 positive Erfahrungen braucht um das traumatisierte Gehirn zu re-programmieren. Diese Aussage stammt aus neuropsychologischen und traumasensiblen Kontexten, wo man versucht, greifbar zu machen, wie langsam und wiederholungsabhängig Heilung im Gehirn funktioniert.

Der wissenschaftliche Hintergrund

  • Unser Gehirn lernt durch Wiederholung und Erfahrung.
  • Traumatische Erlebnisse „programmieren“ bestimmte neuronale Netzwerke so, dass sie Gefahr schneller erkennen als Sicherheit.
  • Um neue, sichere Verbindungen aufzubauen (z. B. Vertrauen, Selbstwert, Ruhe), braucht es viele Wiederholungen sicherer und positiver Erfahrungen.

Die Zahl „100 positive Erfahrungen“ stammt wahrscheinlich aus der Traumapädagogik oder Neuropsychologie (z. B. nach Rick Hanson oder Bruce Perry), wo gesagt wird:

„It takes many positive experiences to outweigh a single negative one.“

Das ist keine exakte Zahl, sondern ein bildhafter Richtwert, um zu zeigen:

👉 Ein traumatisiertes Gehirn braucht viel mehr Wiederholungen von Sicherheit, als ein gesundes Gehirn, um dieselbe Botschaft zu glauben.

Beispiel

Wenn jemand durch Verlust oder Missbrauch gelernt hat:

„Menschen verlassen mich, wenn ich Nähe zulasse“,

dann reicht nicht eine positive Beziehungserfahrung, um das zu ändern.

Es braucht viele kleine und konsistente Momente, in denen Nähe nicht zu Schmerz führt:

  • Jemand bleibt ruhig, wenn du Angst bekommst.
  • Eine Nachricht kommt wirklich zurück.
  • Ein Streit endet ohne Abwertung.
  • Kritik ist keine Abwertung
  • Schweigen ist nicht Ablehnung
  • Ja, ist nicht nein / Nein ist nicht ja
  • ect.

Diese vielen kleinen sicheren Erfahrungen „überschreiben“ langsam alte neuronale Pfade.

Fazit

  • „100 positive Erfahrungen“ ist keine wissenschaftlich exakte Zahl, sondern eine hilfreiche Metapher.
  • Sie verdeutlicht, dass Heilung Zeit, Wiederholung und Sicherheit braucht.
  • Jede einzelne positive Erfahrung zählt – auch kleine.

Abr was passiert wenn wieder etwas negatives passiert? ist alles wieder kaputt?

🧠 1. Heilung ist kein „Alles oder Nichts“-Prozess

Traumaheilung verläuft nicht linear. Man könnte es als etwas bezeichnen das in Wellen oder Schichten passiert.

Das heißt: Ich mache Fortschritte, fühl mich sicherer und zack… passiert etwas, das alte Wunden aufreisst / triggert. Das fühlt sich dann so an, als ob „alles wieder kaputt“ ist. Aber in Wahrheit habe ich immer noch die neuen neuronalen Verbindungen, die ich aufgebaut habe. Sie sind nur vorübergehend überlagert von der alten Stressreaktion.


🌾 2. Alte Pfade werden nicht gelöscht, aber neue werden stärker

Das Gehirn funktioniert ein bisschen wie ein Waldweg:

  • Die alten, traumabedingten Reaktionsmuster sind wie breite, gut getretene Wege.
  • Die neuen, sicheren Erfahrungen sind neue kleine Pfade, die ich mit jeder positiven Erfahrung wieder betrete.

Wenn also ein negativer Moment passiert, geh ich vielleicht kurz wieder auf dem alten Weg, aber die neuen Pfade verschwinden nicht, sie sind noch da und jedes Mal, wenn ich sie bewusst wieder nutzt (z. B. mich beruhige, mich an Sicherheit erinnere, mit jemandem sicher verbunden bleibe), werden sie stärker.


⚖️ 3. Negative Erfahrungen wiegen schwerer. Aber sie „löschen“ nichts

Unser Gehirn ist evolutionär darauf programmiert, Gefahr stärker zu gewichten als Sicherheit. Darum können ein paar negative Erfahrungen die positiven kurzfristig überdecken. Aber wenn ich regelmässig Sicherheit erleben darf und kann und das auch nach Rückschlägen, lernt mein Nervensystem mit der Zeit:

„Gefahr kann kommen, aber sie geht auch wieder. Ich kann sicher zurückfinden.“

Das ist echte Resilienzbildung, und diese bleibt.


💬 4. Was hilft, wenn Rückschläge passieren

Wenn ich merke, dass ich durch negative Erfahrungen wieder stark getriggert bin:

  • Versuche ich mich zu erinnern: „Das ist ein altes Muster, kein Beweis, dass ich versagt habe.“
  • Ich suche bewusst wieder kleine sichere Erfahrungen (ein ruhiger Atemzug, eine liebe Nachricht, etwas Warmes trinken, ein vertrautes Geräusch…).
  • Ich sag mir innerlich: „Ich darf wieder zurück in Sicherheit finden.“

Diese bewussten Momente sind Mini-Neuprogrammierungen, die wirklich zählen. Ja, es klappt nicht immer, aber ich versuche es zumindest.


Wow, der wurde jetzt auch wieder länger als gedacht. Aber es fliesst halt wie es fliesst. Es war anstrengend aber gut. Bringt nichts so ein Thema abzukürzen. Ich wünsche wirklich niemanden, in einer solchen Dynamik zu stecken und schon gar nicht Kindern. Es hinterlässt Wunden, die niemand sieht oder gar ernst nimmt. Es wird auch heute noch belächelt, vor allem wenn du als Erwachsener noch damit zu kämpfen hast. Viele hauen die gleichen Floskeln raus wie damals als du Kind warst, und das hilft nicht.

Wenn also jemand total irrational auf etwas reagiert, was für dich völlig normal ist, dann mach dir eher erst mal Gedanken warum das so ist anstatt gleich mit Abwertung und Kritik oder dummen Sprüchen zu kommen. Denn meist steckt dahinter mehr als du dir vorstellen kannst.

Wieder mal bisschen Aufklärung. Nun wünsch ich dir einen stressfreien Donnerstag und bis morgen zum Thema „Hand aufs Herz„.

Alles Liebe, Alexandra

Ein Gedanke zu „Emotionaler Missbrauch – Was ist das? Und wie beeinträchtigt es mich?“

Schön das du dich entschieden hast deine Gedanken mit mir, uns, zu teilen.