
Meine liebe Seele, schön schaust du heute hier vorbei. 😊
Vielleicht sogar zum ersten mal? Dann herzlich willkommen hier in meinem virtuellen zu Hause. Also auch wenn ich mich heute wiederhole, aber der Temperatursturz ist ja echt unterirdisch. Wir haben September, es ist 10 Uhr und wir haben grade mal 10 Grad. In der früh wars 6 und morgen in der Früh wird es grade mal 3 Grad und in den Bergen ist schon der erste Schnee gefallen!! 🥶 Sorry, wir haben immer noch Spätsommer. Erst in 10 Tagen starten wir in den Frühherbst. Hätten wir den Höllensommer des Jahrtausends wirklich erlebt, müssten wir jetzt Angst haben das uns dieser Temperatursturz den verhagelt. Besser solls erst am Mitte nächste Woche wieder werden, wo die Temperaturen nicht nur Nachts sondern vor allem am Nachmittag wieder milder wird und vor allem wieder trockener.
Heute möchte ich aber über was anderes schreiben, und zwar über eine Zeit jetzt 6 Jahre her ist. Die nicht nur mir einiges abverlangte sondern auch damals meinem Mann.
Es ist August 2018.

Der Sommer ist einfach fantastisch, ganz nach meinem Geschmack. Mir ging es eigentlich gar nicht so schlecht. Klar, ich war schon über einem Jahr in Therapie, aber das schlimmste war überstanden, dachte ich. Wir haben es geschafft mich zu stabilisieren und dachten wir können nun endlich die Probleme angehen und schauen was der Auslöser meines Zusammenbruchs im April 17 und die Depression war.
Doch dann passierte etwas, ohne Vorankündigung, von heut auf morgen. Ich ging in den totalen Rückzug. Ich konnte gar nichts dagegen tun. Ich wachte eines Morgens auf, das Wetter war einfach traumhaft, aber meine Seele hat sich verkrochen, in ein wirklich tiefes Loch. Ich schaffte es nicht mehr aufzustehen. Ich hatte knapp noch kraft mich halbwegs anzuziehen und mich ins Wohnzimmer zu kämpfen, nur um dort auf die Couch zu fallen um den ganzen Tag dort liegen zu bleiben. Nur für auf’s Klo schaffte ich es aufzustehen. Reden mochte ich auch nicht mehr wirklich und auch alles andere, blieb auf der Strecke.
Wär mein Mann nicht für mich, uns, da gewesen, ich wäre verhungert, verwahrlost. Denn er hat all das, was ich sonst machte, ohne murren übernommen, er ist einkaufen gegangen, hat aufgeräumt und geputzt, gewaschen und gekocht. Er war bei mir, hat mich nicht alleine gelassen, hat sich um mich gekümmert.
Vor dem Rückzug litt ich an einer schweren Depression, heute weiss ich das es „nur“ eine Folgeerkrankung der Postraumatischen Belastungsstörung war, die man nie erkannt und behandelt hatte und ein solcher Rückzug kann ein Symptom der Depression sein. Ich sah aber damals das erste mal nach über einem Jahr Licht am Ende des Tunnel’s, wenn auch nur ein kleines und dann kam dass. Das hat mich völlig aus der Bahn geschmissen. 8 Monte ging ich nicht nur nicht mehr vor die Haustür. Nein, wirklich gar nicht, sondern ich konnte einen Tag auf den anderen all das, was mir bis dahin immer noch Spass und Freude gemacht hatte, nicht mehr tun. Lesen, keine einzige Seite konnte ich lesen, Serien und Filme, konnten mich nicht mehr unterhalten, sprechen kostete mich zu viel Energie. Ich lebte nur noch als Schatten meiner selbst. Ich war mir selbst zu viel.
Wie schon gesagt, diese Phase dauerte 8 Monate. Während dieser Zeit hab ich auch nicht viel nachdenken können. Mein Gehirn war voller Nebel, ich konnte mich gar nicht fokussieren. Auf nichts. Es reichte grade mal um das nötigste zu Kommunizieren. Es gab Tage, da wollte ich erst gar nicht mehr aufwachen. Ich musste es akzeptieren das es mir grade zu viel war, alles, das Leben, die Probleme, die Sogen, ich. Es viel mir so schwer, diese Akzeptanz, aber es half nicht’s, ich schaffte es einfach nicht aus diesem tiefen Loch heraus. Was ich so schlimm fand war, es war kein bewusster Rückzug. Ich stand nicht eines Morgens auf und fand, ihr könnt mich alle mal kreuzweise, ich hab einfach kein Bock mehr sondern, am Abend davor war noch alles gut, haben eigentlich Pläne gehabt, mein Mann und ich, und am Morgen, als ich aufwachte fühlte es sich an, als hätte jemand den Stecker gezogen. Mein Mann hat mir nie nur einen Vorwurf gemacht oder hat mich gedrängt. Er wusste, das es Zeit braucht, das ich die Zeit, die Ruhe brauche. Wir wussten beide nicht, wohin das führt und wie lange das andauern wird. Und trotzdem war es für ihn weniger schlimm als für mich. Denn ich bin ein Mensch der es sogar hasst müde zu sein, ich bin nicht gerne erschöpft und müde. Mein Mann hingegen liebte das Gefühl und genoss dann auch das chillen und dösen. Für mich ist das auch heute noch eine qual. Müde sein, sich fallen zu lassen bedeutet für mich, auch heute noch, unachtsam zu sein, Kontrollverlust. Der Rückzug war demzufolge der absolute Supergau für mich.
Meine Seele hat die Notbremse gezogen. Nach den Jahrzehnten die ich sie übergangen habe, einfach weiter gemacht habe, egal wie oft ich am Anschlag war, egal ob mein Körper und meine Seele an ihre Grenzen gekommen sind, ich machte weiter, weil es gar keine andere Wahl gab für mich. Denn schon früh als Kind lernte ich, Schwäche ist nicht, Augen zu und durch, zusammen reissen, drüber stehen… Mit knapp 20 hatte ich meinen ersten Zusammenbruch, das war das erste mal wo meine Seele die Reissleine zog. Damals ging ich aber nach 2 Wochen wieder arbeiten, weil Weihnachten war und man in dieser Zeit im Verkauf ja nicht krank zu Hause sein konnte, viel zu viel Arbeit und man will ja nicht den Anderen noch mehr Arbeit aufhalsen. Tja, meine Seele dachte da anders und während er Arbeit klappte ich dann noch mal zusammen. Da war ich dann auch etwas länger Arbeitsunfähig. Aber, ich riss mich zusammen und machte weiter. Es war nicht das selbe wie vor 6 Jahren. Wenn ich es beschreiben müsste würde ich diesen Zusammenbruch als die kleine Schwester vom Rückzug beschreiben die angeklopft hat. Aber ich hab sie zu wenig ernst genommen und so hab ich die Jahre weiter gemacht. Bis dann im April 17 auch mein Körper nicht mehr mit gemacht hat. Dass es aber noch schlimmer kommen würde, hätte ich an diesem Tiefpunkt echt nicht gedacht.
Wie kam ich da wieder raus fragst du dich? So wie ich rein gekommen bin. Eines morgens, nach den besagten 8 Monaten wachte ich auf, und der Schalter war wieder umgelegt worden, so als wär nichts gewesen, also fast. Es fühlte sich an als hätte es einen Neustart gegeben. Nur das meiner 8 Monate dauerte. Klar sahen wir uns in der Therapie das ganze an und ich schwor mir, ich will nie mehr in so eine Situation geraten. Dies war eine der unangenehmsten Erfahrungen die ich machen musste in meinem Leben. Ich möchte nie mehr so einen massiven Kontrollverlust erleben. Um das zu erreichen, durfte ich lernen, das ich meine Grenzen erkennen und akzeptieren, aber vor allem aufzeigen darf. Das mit dem Aufzeigen, das fällt mir noch immer schwer, wenn auch nicht mehr ganz so, wie noch vor der ganzen Geschichte. Auch das ich liebevoller mit mir selbst sein sollte. Glaubenssätze, die mich negativ beeinflussen erkennen und sie in einen positiveren umwandeln darf.
Vieles muss ich erst noch wirklich verstehen, nicht vom Verstand her sondern wirklich seelisch, es integrieren. Ich hab die letzten Jahre in der Therapie so viel an mir gearbeitet, einiges verstanden. Umsetzen, das fällt mir manchmal noch immer schwer. Nein, nicht alles, aber manches eben schon. Und dennoch, seit dem Verlust meines Mannes, das mag komisch klingen, hat sich viel getan was meine Entwicklung und mein Wachstum angeht. Ich denke, der Tod meines Mannes hat wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Klar, es gibt bei mir noch viele Baustellen, aber einige, und ich finde es sind essenzielle, haben sich in den letzten 16 Monaten wirklich positiv entwickelt.
Auch wenn ich sage, das ich sowas, so ein Rückzug nie mehr erleben möchte, weiss ich, das er wichtig war. Für mich. Ich hab auch aus diesem beschissenen Erlebnis etwas gelernt. Ich kann jetzt nicht sagen ich war froh musste ich das durchmachen, aber auch dies ist ein Teil meines Lebens, ein Teil von mir, der mich genau an den Punkt geführt hat an dem ich jetzt und hier stehe. Und ehrlich? Ich find diesen Punkt gar nicht schlecht. Denn dieser Punkt fühlt sich an wie ein neuer Sonnenaufgang.

Die Nacht meiner Seele ist noch nicht ganz vorbei, aber der neue Tag verheisst was gutes. Ich blicke positiv in diesen tollen Tag (Leben) und bin bereit und neugierig was er für mich so bereit hält. Es werden sicher auch mal einige Regentropfen fallen, vielleicht kommt auch mal zeitweise Sturm auf, aber mein Tag /Leben beginnt von neuem und ich bin die Schöpferin und gebe mich dem Fluss des Lebens hin.
Uff… Ja, das ist ein kleiner Teil meiner Geschichte, meiner Seelengeschichte, meines Lebens. Ich weiss nicht für wen ich das nun geschrieben habe. Wer das vielleicht finden wird und wer das grade braucht, aber ich bin froh es mal so nieder geschrieben zu haben. Ja, es ist sehr privat. Und dennoch, du, der oder die hier schon was länger mit lesen wissen, das ich eben genau auch solche Dinge teile, Tabuthemen anspreche, weil es eben so wichtig ist. Nicht nur des Thema willens sondern auch der sichtbarkeit’s Willen. Wir fühlen uns so oft alleine mit unseren Problemen und Sorgen. Und dank den Sozialen Medien wurde das noch verschlimmert, denn auch wenn der Trend zu mehr Realität auf dem Vormarsch ist, ist dennoch vieles gekünstelt. Und das macht’s nicht einfacher.

Ich hoffe einfach das es jemandem hilft der hier, vielleicht zufällig vorbei kommt und das liest. Und allen anderen, dir meine liebe Seele, vielleicht mehr Mitgefühl solltest du mal mit dem Thema konfrontiert werden.
Nun wünsche ich dir noch einen guten Donnerstag und bis bald.
Herzlich – Alexandra